Entzauberte Märchen Nr.14 Das tapfere Schneiderlein / ein Top für ihn - ein Flop für die Menschheit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das tapfere Schneiderlein

 

Nachdem des Königs neue Kleider natürlich von einem anderen Schneider angefertigt worden waren, dessen Schwager jemand kannte, dessen Tochter ihr Freund schon einmal des Rittmeisters Rock von innen... aber lassen wir das. Der Nadellecker, dessen Laune schon geraume Zeit beängstigend getrübt war, da der Krieg die Kassen der Adligen geleert hatte und diese notgedrungen ihre alten Kleider auftrugen, saß düster sinnierend auf seinem Nadelkissen und fakirte so vor sich hin. Was sollte er in diesen elenden Tagen auch Anderes tun.

 

Summsummsumm - Summmm - Summm - Summm - Summsummsumm schwirrte es um ihn herum. Da der dösende Stoffbahnschnibbler weder Ahnung von Morsezeichen noch jemals etwas von einem internationalen Notsignal gehört hatte, verzog er nach einer Weile das Gesicht und schlug die um ihn herum surrenden Flugobjekte mit einem Schlag seiner Elle aus der Luft. Sieben schwere Raumkreuzer der intergalaktischen Flotte Muckefucks des Dreizehnten, Oberlurch in der Galaxie der zuckenden Ursuppe, Goldfroschträger und erlaichter Langzungenpriester, waren auf der Stelle fluguntüchtig. Mikrorisse in der Panoramascheibe, durch die in tödlicher Konzentration die Ausdünstungen des furchtbar ungewaschenen und rückständigen Humanoiden einströmten, taten ihr Übriges. Hätte der Schneider etwas davon geahnt, hieße es heute nicht Sieben sondern "Dreitausendachthundertfünfundsiebzig auf einen Schlag".

 

Da jetzt wenigstens etwas geschehen war, das die Eintönigkeit seiner Tage unterbrach, begannen sich ein paar Synapsen im Hirn des Fadenquälers zu regen und er dachte: "Schau einmal an! Nähen kann ich ganz manierlich, Doch bringt es mir nichts ein. Da hilft auch wildes Umsichschlagen nichts!" Also ließ er die achte Fliege, die jetzt wütend um ihn herumflog, und die er ums Verrecken nicht mit seiner Elle traf, vor sich hinsummen und kratze sich hinter dem Ohr. Sein Blick senkte sich auf die Tischplatte. "Sieben sind auch genug, das soll mir erst einmal Einer nachmachen!"

 

" Statt hier herum zu sitzen und auf sowieso nie eintreffende Kundschaft zu warten, kann ich auch in die weite Welt ziehen und Allen, die es hören wollen, von meiner Geschicklichkeit berichten. Wenn bislang in meinem Leben Andere den Ton angaben, so werde ich jetzt mein Schicksal in die Hand nehmen und selbst zum Angeber werden!"

 

Gesagt, getan. Der Leser kennt den weiteren Verlauf der Geschichte, an dessen Ende der Handwerksbursche eine Prinzessin sein Eigen nennt.

Pustekuchen. Auch hier wie auf dem Gürtel scheint der Trug.

Denn des Schneiders Fehler war es, die achte Fliege nicht zu treffen.

 

Denn das unversehrte Flaggschiff seiner Matjestät Froschmich von Mucklebfuck Langzung hatte sich der noch funktionsfähigen, unkaputtbaren Atommeiler der havarierten Raumkreuzer bemächtigt und war so wieder  in der Lage die unselige Schlägertype mittels Hyperlilliputstrahl zu schrumpfen und dieser, auf passende Größe gebracht, einen bionischen Zungenscanner anzulegen. Da sie anfangs keinerlei synaptische Aktivitäten vorfanden, erhöhten sie die Stromstärke der Sonden Stück für Stück nach der Formel

P = U · I = R · I2 = U2 ⁄ R

oder so.

 

Während der Probant wild mit den Schenkeln zuckte, verschafften sie sich Zugang zu seinen verwegensten Gedankengängen und Träumen. Diese haben letztendlich Eingang in die überlieferte Fassung des abenteuerlichen Märchens gefunden. Auch und gerade, um nicht zu sagen: nicht zuletzt, weil es den Genetopsychingenieuren der Schiffsbesatzung von deren weitsichtigen Kommandanten Lurchi Saugnapfus Muckeunterfuck Leckmac so befohlen wurde.Schicksalsträchtig. Oder wie die fliegenschiffigen Besucher es nennen würden:Ruckzuckzungzruck!

 

Die Bilder und Aktivitäten, die die Außerirdischen in der Hirnrinde des Schneiderleins vorfanden, ließen sie zur begründeten Ansicht kommen, dass der vermeintliche Angriff zwar ein Versehen und die zu untersuchende Spezies auf dem dritten Planeten des Sonnensystems im Großkotzigen Laichhaufen in all ihrem andererseits zur Schau gestellten Prunk ein Flop auf ganzer Linie war.

 

Intelligenz - Fehlanzeige!

Wahrnehmungskompetenzen - Fehlanzeige!

Atmosphärische Präsenz - gegen Null!

Zu erwartender Benefiz bei einer intensivierten Kontaktaufnahme - Siebe wären ergiebiger!

 

 

So verließen die Vertreter der interstellaren Raumflotte ernüchtert und voller Trauer um die sinnlose Opferung von dreitausendachthundertfünfundsiebzig Froschmännern den Planeten, das Sonnensysten und das Gebilde, das wir heute Milchstraße nennen. Allerdings nicht ohne den anderen Völkern der Galaxie einen Warnhinweis zu hinterlassen.

Dieser bestand darin, dass sie dem Humanoiden mit der Elle ein paar in die Irre führenden Ahnungen ins System implantierten, die deren Größenwahn bis heute stabil hält, jedoch die zu erreichende Intelligenz so begrenzt, dass allerhöchstens technisch völlig unausgereifte Atomkraftwerke an der Spitze ihrer technologischen Entwicklung stehen können. Die so in ein paar Jahrhunderten stetig anwachsende Strahlung des Planeten, würde jedes Volk früh genug warnen, bevor sie in ihr Unglück flögen.

 

Das tapfere Schneiderlein mag wirklich durch Entschlossenheit sein Glück gemacht haben.

Doch tat es dies nur in Unkenntnis der Tatsache, dass es so am Besten dazu diente, einer Unzahl von unschuldigen Wesen im Universum die völlig unnötige Gefahr der menschlichen Dummheit zu ersparen.

 

 

 

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