Entzauberte Märchen Nr.20 Ali Baba und die vierzig Räuber - Die Mär von schneller Kohle ohne Maloche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ali Baba und die vierzig Räuber - Die Mär von schneller Kohle ohne Maloche.

 

Jene, die immer noch glauben, dass das Auffinden von Schatzkarten und die Suche nach dem Kreuz darauf das einzig erfolgversprechende Rezept sei, einige wenige Schlaumeier in den Genuss schnellen Reichtums kommen zu lassen, hat wohl nie von Ali Baba gehört. Oder er hält ihn entweder für einen Terroristen oder den netten jungen Dönermann drei Straßenecken weiter. Auf alle Fälle sind die Jungs auf den Galeeren heute ohne Augenbinde und Holzfuß, dafür aber mit Kalaschnikow unterwegs.

Schatzkarten, vergilbte Schriftstücke auf Pergament brauchen die nicht, und Seekarten sind ihnen Schnuppe.

 

Stell dir vor, die Kinder von übermorgen fahren voll auf den Blockbuster "Knallli Baba und die vierzig Schnellboote" ab. Mit dem laufend schrumpfenden Metermaß der Menschheitsentwicklung gemessen, kommt wirklich bald nur noch Katzenjammer auf. Wo bleibt da die Romantik. Kein Segelknattern, kein Rum, keine Kombüse mehr. Nur noch Außenbordgeknatter und schwimmende Blechdosen.

 

Wo bleibt da der oder das Flair?

 

Wer sich erinnert wie Alis Papa, der sich noch mit Doppel-B schrieb, was wiederum Nichts aber auch gar nichts mit vollbusig zu tun hatte - also wer sich erinnert, weiß, dass der Holzfäller das irrsinnige Glück hatte, ein Passwort mit zu hören und, was noch weit wichtiger ist, die passende Tür dafür geliefert zu bekommen.

 

Wer von uns war noch nie in Gedanken vergeblich vor irgendeiner für uns verschlossenen Türe gestanden und hat innerlich verzweifelt das "Sesam öffne Dich" geflüstert? Ehrlich! Das ist in Etwa so erfolgversprechend wie im Keller vor einer Dosensuppe ohne abgelaufenes Haltbarkeitsdatum zu stehen und "Muh!" zu brüllen. So kam noch nicht einmal und nie eine einfache Hühnersuppe in den Teller. Egal wie abgebrüht wir uns dabei fühlten.

 

Heute sitzt Ali auch nicht auf einem Baum neben einer Höhle. Er vegetiert vor dem Bildschirm seiner Höhle. Die Höhle strahlt nicht glitzernd wider vor Gold und Juwelengeschmeide, sondern stinkt nach abgestandenem Rauch aus übervollen Aschenbechern und ist angefüllt mit leeren Pizzakartons. Beim reichen Bruder ersatzweise Sushikartönchen. Vielleicht liegt ja darin der Fehler der Neider, die den Hals nie voll genug bekommen können. Bei Pizzaduft kann man wenigstens die Sonnenstrahlen am Horizont hinter den heruntergelassenen Rollläden noch erahnen. Bei Sushi fehlt dieser unterbewusst erhellende Aspekt völlig und geruchlich würde es langen, kurz den Hosenstall zu öffnen. Dass es dann aber schwierig wird, sich an das richtige Passwort zu erinnern, ist nicht schwer nach zu vollziehen.

 

Heute kann man die richtige, wie auch leider falsche Pin sogar beim ersten Mal abspeichern.

 

Dann haben es andere Alis einfacher, mit zu hören, wenn ihnen danach ist. Oder wir fluchen jedes Mal, wenn wir unseren Schatz besuchen wollen, weil der elekronische Portier uns falsch anmeldet.

 

"Du kummsch hier net rein" meinter dann und wir müssen hintenrum rein. Manche stehen da sogar drauf, aber das gehört hier nicht her und unterläge sowieso der freiwilligen Selbstkontrolle 18.

 

Wie bei dem alten Ali beginnt die unangenehmere Arbeit nach den ersten gehobenen Reichtümern.

 

Ob neidischer Bruder, die Nachbarn, das Finanzamt, die Staatsanwaltschaft, die Konkurrenz oder die Gauner, die es vor uns gehortet hatten - plötzlich geben sich alle die Klinke in die Hand, tun auffällig freundschaftlich aber wollen uns so schnell als möglich ans teure Leder.

 

Wer das überlebt, monetär, geistig, emotional und körperlich hat es höchstwahrschweinlich so schlau angestellt wie einst Uns-Ali. Er hat die Klappe gehalten und den Schatz nur in kleinen Dosen genossen. Das ist die Hauptregel beim Genuss einer jeden Droge, so man länger davon profitieren will.

 

Wenn nötig, müssen Lecks mit etwas Raffinesse beseitigt und verräterischen Zeichen so vermehrt, dass sie umgehend zu falschen Fährten werden. Tricky ist mega-in, brachial nur der besser zu vermeidende Notnagel für wirklich Arme. Der Makel daran ist, dass dann alle mit dem Finger auf einen zeigen. Und es womöglich nachmachen. Das verdirbt nachhaltig das Geschäft.

 

So checken es heute erfolgreiche Piraten, fiskusflüchtige Unternehmer, Lottogewinner und Softwareentwickler. Auch die haben ihre Ese,l die ihnen die Schäfchen folgsam ins Trockene tragen. Gut versteckt unter natürlich mühsam zusammengeklaubtem Holz. Das dürfen diese dann großzügigerweise behalten. Die schweren Säcke sind natürlich nur für die schweren Säcke.

 

Wenn die Gefahr vorüber ist, alle Konkurrenten und Neider und viel schlimmere, weil vorherige Räuber des Schatzes aus dem Weg geräumt sind, wird gespendet und gesponsort, dass es rufschützende Ehrentitel nur so hagelt.

 

Zu Ali Baba´s Zeiten war es recht einfach, den guten Armen vom bösen Reichen zu unterscheiden.

 

Es war wie David gegen Goliath und Robin Hood gleichzeitig.

 

Heute robinhoodet Jeder börsenmaklig bis es crasht!

Goliatse klonen sich klein, damit sie zu spät entdeckt werden und Davidaner besorgen sich vor dem Kampf Jagdflugzeuge und klitzekleine Bomben mit riesengroßer Zerstörungswut, damit böhze Goliatse Angst bekommen und den anderen Nachbarn überfallen.

 

Wer da wem zu Recht den Schatz klaut, ist mittlerweile ziemlich undurchsichtig.

 

Um bei Anderen und bei sich selbst dahinter blicken zu können, bedürfte es mittlerweile eines neueren wirksamen: "Seelsam öffne dich!"

 

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0