Die Tür

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Tür

 

Weiß und unschuldig tauchte sie vor mir auf. Ob ich sie öffnen wollte oder konnte, kann ich nicht sagen, denn in diesem Moment klingelte es an der Haustüre und ich erwachte. Alle Versuche, danach wieder an den Traum anzuknüpfen schlugen fehl. Zwar fiel es mir leicht, in die Traumsituationen vorher wieder einzusteigen, denn es waren Standbilder mit  sehnsüchtig emotionaler Färbung, doch die Türe war zwar kurz sichtbar, doch immer noch verschlossen.

 

Mist!

 

Ich kann mir nun die Tür zwar ziemlich genau wieder vor Augen führen, doch es gibt kein Gefühl dazu. Einzig mein Kopf und die in den anderen Szenen empfundene Sehnsucht sagen mir, dass es vielleicht sinnvoll wäre, die Türe zu öffnen. Und mit ihr den noch verschlossenen Raum dahinter.

 

Dazu sind Türen nun mal da. Sicher - auch zum Verschließen von Räumen. Unaufgeräumten. Welchen, die man froh ist, verlassen zu haben. Oder denen, hinter welchen Schlimmes darauf wartet, in mein Leben zu kommen. Doch dann hätte ich vermutlich ein Gefühl der Befriedigung bei ihrem Anblick gehabt. Hätte schon längst ängstlich nachgeschaut, ob ein Schlüssel im Schloss steckt oder ob die Tür auch wirklich abgeschlossen ist.

 

Solch einen Drang hatte ich nicht, also scheint hinter ihr eher ein neuer, noch unbekannter Raum zu warten. Denn wenn mich eine Eigenschaft ausmacht, was in diesem Fall eher anmacht heißen sollte, da ich umso lebendiger werde, desto mehr es zu erforschen gilt, ist es Neugier!

 

Da meine Türe im Traum makellos weiß war, bin ich sicher, dass sie neu ist. Sprichwörtlich wie traumwörtlich! Neu wie Neugier. Neugier wäre der Hauptgrund, sie zu öffnen! Doch im Moment der Sichtung war nur ein Fragezeichen in meinem Kopf. Keine Sehnsucht, keine Angst, keine Neugier. Nur reine Wahrnehmung. Der klingelnde Nachbar hat also nichts verhindert, sondern der Tür die Chance gegeben, frech in mein Tagesbewusstsein zu schlüpfen. 

 

Und da ist sie jetzt. Ich brauche gar nicht hinschauen, denn ich weiß, dass sie da ist. Wartet. Und ich weiß nicht, was das soll. Sowas kann ich gar nicht leiden!

 

Nun gut - sie zwingt mich zu schreiben. Mir Gedanken zu machen, was da eventuel aus mir heraus will. Ausser den Nierensteinen, die ich gerade auflöse und Stück für Stück in der Schüssel klingeln lasse. Als ob das nicht schon genug Herausforderung ist! Und was mich wiederum dazu bringt, mich zu fragen, was es denn in mir Neues geben könnte, was die Tür vor mir verbergen müsste. Und warum überhaupt verbergen? Helfen durch zeigen wäre weitaus angenehmer!

 

Für ihr Zubleiben gäbe es mindestens zwei Möglichkeiten. Die eine ist, dass ich noch nicht dazu bereit oder reif  genug bin. Dann bräuchte ich nur noch etwas Geduld, bis sie sich von selbst öffnet oder in mir der Impuls entsteht, sie zu öffnen. Oder ich sollte sie eigentlich schon längst geöffnet haben, aber war bisher nur zu ängstlich. Oder zu feige, die vielleicht damit erbundenen Herausforderungen anzunehmen. Dann müsste ich aber davon ausgehen, dass ich es sogar im Traum schaffe, meine Emotionen dahingehend zu beeinflussen. Was eine ziemliche Leistung wäre. 

 

Papperlapapp! Das Unterbewusstesein hat mir im Laufe der Jahre schon oft Kostproben seiner Fähigkeit gegeben, sich über mein Bewusstsein lustig zu machen. So etwa mit der Botschaft: Jetzt zeige ich dir Schlaumeier mal, was Du wirklich weißt! Was bleibt, ist auch hier wieder, dass mir das wahrscheinlich recht geschieht und das beschämende Wissen, dass ich Nichts weiß. Punkt.

 

Zum Glück habe ich aber noch den Trotz. Der lässt sich sowieso nicht unterkriegen und ist der beste Freund meiner zweiten treuesten Eigenschaft: Der Neugier. Ein Traumpaar! Denn die wiederum beruhigt den Trotz soweit, dass er sich nicht den Zorn zu Hilfe holt und hilft ihm die Geduld zu ertragen, der er am liebsten an den Kragen wollte. 

 

Fazit: Es bleibt mir nichts anderes übrig, als meinem Unterbewusstsein zu trauen. Abzuwarten, bis sich am Tage etwas Neues durch meine Wahrnehmung bewegt und dann zuzugreifen und ihm die Türen in mein Leben zu öffnen, die sich mir dort zeigen. 

 

Menno!

 

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