Eco Omo

 

 

 

Müde rostet Eco Bauknecht im Keller vor sich hin. Eco weiß noch immer, was Frauen wünschen. Doch die Frau des Hauses hat sie ausgemustert. Bloß weil sie etwas lauter getrommelt hat. Schwuppdiwupp ist die Neue vor der Türe gestanden - so eine Noble mit unnötigem Schnickschnack, hunderten Schaltern und blinkenden Lämpchen. Von Siemens oder so heißt sie. Die aufgemotzte Tucke steht jetzt an ihrem Platz. Rücksichtlos wurde Eco die Kellertreppe runtergepoltert. Dort ein Rempler, hier eine Delle, dort ein Fluch. Damals, als sie ankam, ja damals hat Madame gestrahlt bis hinter die Lockenwickler. Hat sich gefreut, wenn Eco geschäumt hat, vorwärts und rückwärts. Unermüdlich. Keine Windel war ihr zu dreckig, kein Socken zu verstunken. Klaglos hat Eco alles in sich hineinstopfen lassen. Sie hat unentwegt den ganzen Dreck gefressen und die saubere Wäsche ohne Murren wieder hergegeben. Wie es die Aufgabe und der Stolz jeder anständigen Waschmaschine ist.
Und das ist jetzt der Dank! Unfreiwilliges Exil im Keller ohne Aufgabe, ohne Sinn. Menschen können so grausam sein.

Wenn wenigstens die Anderen etwas geselliger wären. Die hässliche Truhe neben ihr knarzt die ganze Zeit wichtigtuerisch vor sich hin. " Kommt nur meinen Liegestuhlpolstern nicht zu nahe!" Das Damenrad hat sich schon lange nicht mehr bewegt. Dessen Klingel ist auch verrostet und gibt keinen Ton von sich. Auch die Sonnenschirme in der Ecke sind total vestockt. Hinter den Kartons gegenüber raschelt es ab und an. Doch die Mäuse sind zu schnell wieder verschwunden, um wirklich etwas Leben in die Bude zu bringen.
Wie sich Eco in dieser Einöde danach sehnt, wenigstens noch ein einziges Mal im Leben den Glanz frisch geputzter Kacheln zu sehen. Den frischen Duft von Lavendel, Oleander und Jasmin zu riechen. Einmal noch möchte sie das Klicken ihrer Schaltuhr hören und beim Schleudern im Geschwindigkeitsrausch vor Begeisterung bis in die letzte Schraube vibrieren. Sie würde vor Freude alle Socken ihres Berufslebens wieder rausrücken, dürfte sie gierig Pulver und Weichspüler aus der Waschmittellade spülen oder still geniessen, wenn Mensch mit einem Putzlumpen über ihre Oberfläche streichelt.
Etwas Hoffnung hat sie aber noch. Denn sie war ja nicht wirklich kaputt, als sie diese Nebenbuhlerin aus dem Badezimmer verdrängt hat. Das heißt, sie hat die Hoffnung wieder.
Frau und Mann waren gestern im Raum und sie konnte die Worte Sperrmüll und nächste Woche hören. Dabei zeigte der Mann zuerst auf sie und dann auf das Fahrrad. Als sie das Wort erkannte, wurde ihr ganz kribbelig in der Elektronik. Von Sperrmüll hatten nämlich der alte Koffer und die Nähmaschine geschwärmt, bevor sie die Tochter der Menschen in ihre Studentenbude mitgenommen hat.
Vielleicht beginnt ja bald ein neues Leben für sie?