Ungesteuerlich

 

 

Liebe Kollegen Finanzbeamte, liebe Steuerfahnder, Staatssekretäre und Lobbyisten.
Ich danke ihnen für die Möglichkeit hier in diesem erlauchten Kreis meine Gedanken zur Haushaltskonsolidierung und damit der langfristigen Sicherung unser aller Existenz darlegen zu können.
Ich beginne mit einigen beredten Zitaten unseres allerseits geschätzten Vettern Schwanz Klosepp Saus, der selbst in der frostigsten Periode des kalten Krieges nie den Kopf in den Sand steckte: Was Iglo der Blubb, ist unserem Konto die Steueroase!
Absahnen und Schaumschlagen sichert dem Flüch... äh Tüchtigen das grösste Tortenstück! Und nicht zuletzt: Ist die Discokugel auch verstraht, nur der Dumme mit dem Konto prahlt!
Diesen schlichten, doch nichtsdestotrotz ergreifenden Weisheiten ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
Aber wie die Kugel sich weiterdreht und sich dabei die Blickwinkel verschieben, tote Winkel plötzlich in grellem Rampenlicht stehen, so sind auch wir gezwungen, unsere trockenen Sandpunkte zu verändern, damit wir dort unsere Eier weiter ungestört ausbrüten können.
Damit uns die Felle, die die Welt bedeuten nicht davonschwimmen, nicht Andere unseren so mühsam unter höchsten Entbehrungen gepressten Lolly lutschen, müssen wir uns unserer Kreativität befleissigen und neue innovative Strategien entwickeln.
Wer etwas will, muss sehen, wo er es sich mit dem geringsten Aufwand besorgen lassen kann. Wir, die wir die Steuer in der Hand halten, sollten schauen, dass wir sie nicht aus den Händen gerissen bekommen.
Denn geflügelte Worte alleine sättigen nicht!
Deshalb lassen sie uns gemeinsam nach neuen Einnahmequellen suchen, die das Staatssäckel endlich wieder prall machen.
Da nicht jeder von uns in der Lage ist, sprudelnde Steuersünderzehdehs aus den Hemdsärmeln der Südsee oder der Schweiz zu zaubern, dürfen wir uns hier zuallererst um unsere eigenen, zwar spärlichen doch dafür dauerhaften Einnahmequellen kümmern: Die Portemonaies der Steuerzahler.
Dessen wären: 1. bis 3. der gemeine Harz4- Empfänger, 5. der Normalverdiener und 6. - 12. die Klein- sowie Mittelständler.
Die Geschichte zeigt, dass nur von ihnen auf Dauer der Staat, sowie sein Hof zu finanzieren sind. Denn Großunternehmer und Politiker sind von jeher nicht die Klientel, die fürs Füllen zuständig sind. Sie sind wichtig, um im Säckel wieder Platz zu schaffen, damit die Steuern, deren Einrichtung meist auf unserem findigen Mist gewachsen ist und für deren Eintreibung wir verantworlich zeichnen, den nötigen Platz bekommen. Also um erstens Klangraum zu schaffen, damit das Klimpern und Knistern wieder hörbar und es zweitens dem unsteten und unablässig wandernden, erholungsbedürftigen Geld nicht zu eng darin wird.
Wie gesagt: Kleinvieh macht auch Mist. Und wir sind die Melker!
Lasst uns neues Melkgeschirr entwickeln. Zeitgemäßes Melkgeschirr, damit die Euter sich nicht unnötig entzünden und der Fluss von Honig und Milch nicht vorzeitig versiegt.

Zeitgemäß ist hier das Zauberwort.
Was bringt noch eine Steuer auf Grund und Boden, wenn Immobilienmärkte zusammenbrechen und die Einnahmen daraus im porösen Boden der Bankenrettung versickern?
Was bringt die Lohnsteuer, wenn ein Großteil der Bürger unterhalb nichtexistierender Mindestlöhne arbeitet.
Sie sehen, diese Steuern sind heutzutage antiquiert und vermögen das Staatsäckel nicht mehr schnell genug zu füllen.
Zeitgemäßer wären Steuern, die dort anfallen, wo viel in Bewegung ist und ein paar heruntergefallene Krumen im Eifer des Gefechts unbemerkt unter den Tisch fallen.
Nehmen wir einmal die bislang von mir nur angedachte Virtuelle Kommunikationssteuer. Für jede versendete Sms, jedes Handygespräch, jede Mail, jede aufgerufene Internetseite, jede Anfrage bei einer Hotline nur ein Zehntel Cent Steuer würde uns Milliarden an zusätzlichen Einnahmen bringen. Genüsslich könnten wir an unseren Bildschirmen sitzen und staunend dem rasanten Wachsen des Volksvermögens zuschauen. Mühelos. Ohne lästige Besuche bei säumigen Zahlern, da die Steuer gleich beim Provider entrichtet und automatisch an uns weitergeleitet würde. Es wäre ein wahres Heimspiel.
Oder etwas weiter gedacht. Sobald die geplanten Oberarm- Mikrochipinlets mit eingebauter Simcard und GPS als Passersatz eingeführt sind, wird eine allgemeine Kilometersteuer eingeführt, die uns bei unserer mobilen Gesellschaft weitere Milliarden einbringen würden.
In nicht allzuferner Zukunft könnten dann dezentral eingebaute Sensoren, mit dem Mikrochip verbunden dazu führen, dass wir eine Schluck-, eine Schritt-, eine Atemzugs-, eine Kopulations-, gar eine Zwinker-, Wort- oder Notdurftsteuer erlassen könnten. Jeder Eisschlecker brächte mit jedem Zungenschlag nicht nur das Eis sondern auch die Staatsschulden zum Schmelzen.
Angeschmiert wären all diejenigen, die meinen, sie könnten die Gemeinschaft betrügen, indem sie mit ihrem Geld heimlich durch Gesetzeslücken schlüpfen.
Dies sind Aussichten, die jedem Finanzminister vor Begeisterung statt der heutigen Sorgen schlaflose Nächte bereiten müssen.

In diesem Sinne, meine Kollegen lasst uns auf unsere bescheidene aber praktische Art der Steuerflucht ein Ende und uns eine sichere Zukunft bereiten!

Ich hoffe, ich konnte ihnen mit meinen Anregungen einen Silberstreif am Horizont der Bankenkrise aufzeigen und danke ihnen für ihre Aufmerksamkeit.

Dr. Dr. aberkannt emiratiert Götz von Penunze-Seilshaft Senior