Kater-Lamento oder das suizidale Soso

 

Junge, Junge - nach der letzten durchzechten Nacht ist mein Kopf so schwer, dass es schon mindestens vier starke bruchsichere Äste bräuchte, wenn ich mich denn daran erhängen wollte. Doch keine Angst. Hängen ist inakzeptabel. Genauso wie Pulsadern aufschneiden, Erschiessen, Tabletten oder Gift schlucken, Baum knutschen oder im Auto über die Klippe springen. Derlei Methoden wären mir einfach zu phantasielos. Hackerrühri oder wie dieses japanische Ritztual heißt, hat zwar was, aber wegen der knappen Genussdauer kommt mir die Qual-ität zu kurz. Wenn schon Selbstmord, dann extrem raffinös. So, dass sich der Aufwand lohnt. Es muss schon reichlich Karma dabei herausspringen. Schliesslich braucht Mensch immer ein paar Bonusleben. Für den Knall auf Fall. Falls man plötzlich überfahren wird, oder ein Blumentopf ..., na, sie wissen schon.
Früher war es noch einfacher, sich mit Stil und Genuss um die Ecke zu bringen. Ich erinnere mich noch daran, dass ich erst ein paar Wochen Katharina die große Möse die Nächte versüsst hatte. Als Kammerdiener. Schon in diese Position zu kommen, hatte mich Einiges an Zeit und Nerven bei weniger attraktiven Damen des Hofstaats gekostet. Hochpimpern ist nicht immer ein Zuckerschlecken ( sie verzeihen mir das Wortspiel ); doch mit einem lohnenden Ziel vor Augen übersteht Mann mehr Unbill, als er sich vorzustellen vermag. Am richtigen weiblichen Ziel angekommen, ist die große Herausforderung, sich nicht selbst zu verlieben, sondern so gut geschult in Liebesdingen zu sein, dass die Holde sich nicht mehr vorstellen kann und will, eine einzige Nacht ohne diese Künste zu sein. Danach ist es einfach.
Ich brauchte damals nur noch mit einer ihr feindlich gesinnten, doch wegen des Rangs ihres Gatten geschützten Dame zu kopulieren und auf den Hofklatsch zu Tisch und Tafel vertrauen, schon war ich auf dem Weg nach Sibirien, wo ich bis zu meinem siecheren Hungertod vier intensive Jahre Steine klopfen durfte.

Verliebte Frauen sind ja so so berechenbar.

So stelle ich mir stilvollen Selbstmord vor. Gut, von langer Hand vorbereitet und bis zum Schluss mit einem Quentchen Unsicherheit versehen, so dass die Aufmerksamkeit nicht nachlässt und man das Prozedere so lange als möglich in vollem Bewusstsein geniessen kann.

Heute sind die Frauen zwar nicht anders, doch das flachere Machtgefälle führt dazu, dass Mann bis auf löbliche doch seltene Ausnahmen gerade noch arbeits- oder obdachlos werden kann. Der Genuss vorher ist ungemein kürzer und schaler, da im Gegensatz zu früher relativ ungefährlich. Im Zuge der inflationär fallenden Halbwertszeit verbindlicher sexueller Beziehungen ist diese Methode mittlerweile wenig zielführend. Die meist einzig daraus resultierende Möglichkeit, sich durch stetig steigenden Alkoholkonsum langsam zu Grunde zu richten, entbehrt jeglichen Anspruchs an Phantasie und professioneller Planung.
Ist also für mich inakzeptabel. Siehe Oben.
Womit ich wieder bei meinem schweren Kopf angelangt wäre.
So dieser leichter ist, sollte ich mir vielleicht eine neue Strategie einfallen lassen. Ich will schließlich nicht auf derart billige Weise mein schwer erarbeitetes Karma verplempern!