Mus-ealer Dünnpfiff


Hallo Sie!
Ja Sie! Sie, der gerade die Augen über diese Zeilen führt und hofft, eine interessante Geschichte dahinter zu entdecken.
Haben Sie sich je gefragt, warum Musen sich ausgerechnet dann in ihre Gedanken schleichen, wenn sie alleine auf der Toilette sitzen?
Ohne Stift und Papier, ohne erreichbare Tastatur.
Ja? Ich auch.
Allerdings ist mir bisher noch keine schlüssige Erklärung dazu eingefallen.
Nicht einmal auf der Toilette.
Weil mir das stinkt und schwer an meinem Selbstbewusstsein kratzt, Scheisse brüllen nachscheisslich auch nicht hilft, spüle ich meinen Zorn mitsamt dem nicht mehr blütenweissen Papier herunter und scheisse auf meinen Stolz.
Vielleicht kann ich sie ja locken, wenn ich die Musen der Leser auf den Plan rufe.
Es heisst: Von Nix kommt Nix! Wenn Musen mit Nixen verwandt sind, könnte doch "Von Mus kommt Mus" auch stimmen. Hoffe ich mal. Liege ich richtig, könnten wir sie gemeinsam aus ihrem Musentempel befreien, ihnen Gänseblümchenketten flechten und sie beim Reigentanzen mit süffisantem Lächeln beobachten. Gekonnt ausgetrickst.
Wobei.
Höchstwahrscheinlich wäre die Eieruhr schneller abgelaufen, als wir den Hut vor unserer Raffinesse ziehen könnten. Ein kurzer Rausch und schwupps, kaum hätten wir unseren Blick auf das Schauspiel gerichtet, wären sie uns wieder entwischt.
Ob hinter der Klotüre oder gar mit dem rauschenden Wasser der Spülung in unsere intellektuelle Kanalisation wäre egal. Weg ist weg.
Wie wir, wenn wir bemerken, dass uns einer die Pistole auf die Brust setzen will.
Ab durch die Mitte und blitzschnell verdünnisieren! Wären Musen Murmeltiere wären sie nach dem Dünnpfiff auch alle im nächsten Loch verschwunden.

Es scheint, dass wenn man sie herbeizwingen will, sie sich genauso zurückziehen wie ihr Stuhl, wenn wir ihn mit Druck herauszwingen wollen. Da scheint sie paradoxerweise Schiss zu bekommen und verduftet. Freiwilligkeit scheint das notwendige Vitamin zu sein, das Musen benötigen, um sich zeigen zu können.

Selbst Beten hat bei mir noch nie geholfen. Ich bin kurz muselmanisch, zerre mein Tab hervor und - na was wohl? Sie ahnen es - Nix. Niente. Nada.
Immer noch leere Blätter.

Was ich nicht schon alles probiert habe:
Mich stundenlang auf dem Mus-eumsklo herumgedrückt, mus-iziert, Mus-ikantenstadel gekuckt, Mus-terbögen verwendet, mich in Mus-tafa umbenannt, kiloweise Mus-oschockolad mit Apfel-mus in mich hineingeschaufelt, mich tagelang mus-tergültig benommen, mich als Mus-eumsdirektor beworben, mich in Hu-mus gewälzt, alles von Ca-mus gelesen, auf den Spuren Mus-orgski's die Donau entlanggewandert, den alten Mus-terungsbescheid rausgekramt und darüber meditiert, mich als Mus-terschüler im VHS-Kurs für Freies Schreiben entpuppt ...

Sie sehen, lieber Leser, Fleiß hat mir auch nicht weitergeholfen. Ich bin mit meinem Musen-Latein am Ende.

Doch nun sind sie dran!
Vielleicht tanzt die Muse ihnen ähnlich auf der Nase rum, wenn sie die Brille hochklappen. Oder sie mag bei ihnen nicht nur den Duft der kleinen engen Welt und zeigt sich auch an anderen, zum Kreativfliegen geeigneteren Örtlein.
Dann lassen sie es die anderen Leser und mich wissen!

Ihr Mustafa