Peng- Pittiplatsch

 

 

 

 

Serafine ist autistisch. Ihr besster Freund war ein Hammer. Genauer gesagt ein Fäustel. Pittiplatsch hat er nur einmal gemacht. Sonst machte er immer peng.
Da musste Serphine immer lachen. Es war fast magisch. Hatten sie der Lehrer oder ihre Schulkameraden zu oft angesprochen, kam sie nach Hause, ging zu ihrem Vater in die Schmiede und schlug ein paarmal mit dem Fäustel auf ihre Blechtafel in der Ecke. Dann waren die ganzen Zuckungen und Knurrlaute, die aus ihrem Schlund kamen, wie von Zauberhand verschwunden. Auf einen Schlag. Sozusagen.

Doch beim Peng-Pittiplattsch heulte sie. Irgend jemand hatte es lustig gefunden, einen abgezogenen Maulwurf unter die Blechtafel zu legen. Als sie nach dem ersten Schlag inne hielt und mehrere Minuten stocksteif dastand, kam ihr Vater, hob die Platte hoch und sie sahen das felllose zerquetschte Tier in seinem Blut auf dem Betonboden liegen. Der Vater schaute erstaunt und rieb sich ratlos über sein kantiges Kinn. Serfina weinte und ließ den Hammer fallen. Sie rührte ihn danach nie mehr an.
Ein halbes Jahr später gaben sie ihre Eltern ins nächste Kloster, da sie sich weigerte in die Schule zu gehen und ihre Zuckungen und die Knurrlaute immer schlimmer wurden.
Heute lebt sie immer noch als Nonne im selben Kloster. Dort arbeitet sie in der Bibliothek. Sie scheint zufrieden zu sein, denn das Zucken und Knurren ist vollständig verschwunden. Doch Regungen hat noch keine ihrer Schwestern in ihrem Gesicht je gesehen. Es wirkt wie in Stein gegossen, wie Beton.
Nur einmal liefen ein paar Tränchen über ihr mageres Gesicht. Da hatte sie zufällig einen Bildband über Tiere aufgeschlagen, um den heraushängenden Lesezeichenbändel fingerfertig einzulegen. Auf der aufgeschlagenen Seite war das Bild eines Nacktmulls zu sehen.