Siedelei


 

 

Ein Siedelei rollte, weil es das wollte, in den Wald.
Ihm war nicht duster, noch bitterkalt,
ihm fehlte nicht der Bäcker, der Pfarrer und der Schuster.
Auch wars nicht alt.
Ihn störte nur im Frühjahr, Sommer, Herbst und auch im Winter
das elende Geplärr der Nachbarskinder.
Im Epizenzrum wähnt es sich, von morgens früh bis spät,
weil es doch eigentlediglich gern richtig Ruhe hätt.
Im Dorfe zu Denken und virtuos Gedankenlenken,
konnt es sich meistens leidlich schenken.
Die Fenster zu, die Tür geschlossen,
fehlt zwar das Licht, doch hats noch nie so richtig Ruh genossen.
Doch tobts nicht los, noch zickt es rum,
es rollt gen Wald, dort ist es stumm.
Fernab und fort ein Stück
von triebestrübem Herdenglück
liess es sich friedlich nieder,
geniesst bis heut den stillen Ort,
sagt nie ein Wort,
hört nur den Wind,
den Bach der rinnt
und sanfte Vogellieder.
So fand im Nu
ein Siedelei die helle Freud
in Waldesruh.
Ei Dotter, ist das schön, ganz ohne Leut!