Erarmleuchtung

 

 

Schwips Schwadroner, Schwerenöter und Extremschwachmat zog sich gerade eine Line durch die verbliebene, an frühchristliches Pergament und Mumien erinnernde Nase ins Resthirn, als das Unerwartete geschah.

Er - ja, ER! - wurde erleuchtet!

Welch unbotmäßige Verschwendung, welch Schlag in den Nacken eines jeden ernsthaften Weisheitsadepten, mögen Sie denken. Welch Ironie des Schicksals und derbe Bestätigung, dass die Welt ungerecht ist.
Womit Sie völlig recht hätten! Doch was hilft Ihnen diese Erkenntnis? Welches Fenster in eine erfreulichere Zukunft können Sie damit öffnen?
Eben. Keine.

Deshalb lassen sie uns das Unerhörte doch einfach mit den blutrot unterlaufenen Augen von Schwips sehen. Vielleicht können wir uns dort etwas von dem Licht abzapfen, das den scheinbar Unverbesserlichen so unvorbereitet überflutet hat.
Schwips merkt aufgrund der puschenden Wirkung der Droge erst einmal gar nichts. Logo. Es ist wie immer. Sein Mund wird furztrocken, das Herz pumpt wie eine Lokomotive am Berg mit zwanzig Waggons hinter sich und in seinem Kopf dröhnen mehrere Radiosender gleichzeitig mit voller Lautstärke alle Hits sämlicher Genres gleichzeitig.
Also alles wie immer!

Normalerweise klärt sich nun sein Blick und wird so scharf, dass er an den Wicklungen der Fäden am Spitzenbesatz von Wuschi-Uschis Push-Up bis zu ihren schokobraunen Riesenhöfen hinabwandern kann. Dann ist die Wirkung und mit ihr die Schärfe auch schon wie Kaffeesatz im gurgelnden Abwasserrohr nach unten gewirbelt und seine Eier fühlen sich an, als wollten sie gleich platzen.

Weitere Details der bis dato folgenden Wahrnehmungen und Tätlichkeiten unseres Helden lasse ich hier unerwähnt, auch wenn ich der männlichen Leser Gier in den Augenwinkeln und den Spuckefaden im Winkel des offenstehenden Mundes durchaus erkennen kann.
Denn es geht hier ausnahmsweise einmal nicht um das Lieblingsthema (positiv beim dürstenden Manne, negativ bei der unholden Weiblichkeit) der Menschheit, auch nicht um die Ungerechtigkeit, die Sie nun wieder schmerzlich hinter der Schutzmauer der Vernunft hervorkriechen fühlen.

Nein! Es geht um Erleuchtung.
Speziell um die Wirkungen jener, die Schwips Schwadroner just in diesem Moment erfährt.
Sie ahnen es schon?
Stimmt!

Schwips hat kaum begonnen, der holden Maid den Mieder von den prallen Wülsten zu rollen, geschweigen denn das Hohelied der Liebe zu singen, kaum beim eiligen Ausziehen der Feinripp- Unterhose den peinlichen Bremsstreifen verdeckt, als er am Rande seines ohnehin nicht so weiten geistigen Horizonts das weiße Licht bemerkt.

Und statt sich ihm zu öffnen, was tut der Trottel?
Er erschrickt, stoppt alle seine Bewegungen - samt derer des Herzens und verstirbt, bevor er der Segnungen der ihm zuteil werdenden göttlichen Gunst auch nur ansatzweise begreifen oder gar nutzen könnte.

Und?
Was hat Ihnen Ihr Neid nun gebracht? Wohl in etwa genauso viel wie die Erleuchtung dem Feinrippträger!

Was lernen wir nun daraus?
1. Das Schicksal scheint wirklich gern mit der Ironie zusammen unterwegs zu sein.
2. Erleuchtung braucht einen vorbereiteten Boden, wenn sie Früchte tragen soll.
3. Neid führt wie Maßlosigkeit in eigentlich absehbare Abgründe.
5. Erwartungen ohne vorherige Entscheidungen sind selten zielführend.
6. Mensch kann auch ohne Erleuchtung Spaß haben.
7. Aller guten Dinge sind oft mehr als Drei.