Kraftorte und Tiere

 

Hinführung und Plädoyer


Wir sind keine Indianer. Nicht Winnetou, nicht Nscho-Tschi.

Ich würde mich nicht wundern, wenn beim Lesen des Titels ein Fragezeichen in ihrem Blick sichtbar wurde. In unserer Welt haben nur noch Wenige einen aktuellen und lebendigen Bezug zur wilden Natur und so etwas wie Kraftorten. Diese Menschen sind uns in der Regel sogar ziemlich suspekt. Sie werden von den meisten von uns in die Schublade gesteckt, in der Menschen, die mit Engeln reden und Sektenanhänger stecken.
Unser modernes Leben bietet zu Erfahrungen mit Krafttieren und Orten auch kaum noch Berührungspunkte. Das ist einerseits schade, bietet jedoch gerade deshalb Chancen, die wir nutzen sollten, um den Kontakt nicht ganz zu verlieren. Der Wert von Dingen und Wesen steigt, wenn der Abstand dazu größer wird als erwünscht. So wie der Wert fällt, wenn sie zu viel werden oder zu nah kommen. Auf Abstand erzeugen sie Sehnsüchte und Wünsche, zu nah wecken sie entweder Überdruss oder gar Ängste und Abwehr. Die Worte Nähe und Abstand sind aufgrund der emotionalen Verknüpfungen in unserer Neurologie oft gleichzusetzen mit den Gegensatzpaaren Klein und Groß, Stark und Schwach, sowie entweder mit Freundlich oder Gefährlich.


Um sich dem Thema sinnvoll zu nähern, es aus der Esoterik-Ecke zu ziehen, braucht es zuerst eine Begriffsbestimmung der Begriffe Kraftort und Krafttier.
Kraftorte werden die Allermeisten nach kurzem Überlegen irgendwo in der Ecke Fitnesscenter oder Feng Shui vermuten. Bei den Tieren werden zuerst es die Vorfahren unserer Haustiere sein, die wir uns vor Augen führen. Kurz danach fällt uns vielleicht die Amsel ein, die immer im Gebüsch neben dem Haus herumhüpft oder die Tauben in der Stadt. Als nächstes erinnern wir uns wahrscheinlich an die Spatzenschwärme, die im Sommer von Busch zu Busch lärmen, oder ein flinkes Eichhörnchen im Park, das in Windeseile spiralig auf dem nächsten Baumwipfel klettert. Einige werden auch Pelzmäntel vor Augen haben. Auch wenn das Tier darin nicht mehr der ursprüngliche Besitzer ist.


Richtige Wildtiere kennen wir in der Regel nur noch aus Dokumentationen im Fernsehen und Filmen oder von Zoobesuchen. Wer Glück hatte, dem haben die Eltern Tiergeschichten vorgelesen. Wilde Tiere, im Sinne von freilebend, tauchen hier in Mitteleuropa kaum mehr im Alltag auf . Nur Menschen, die sich oft in der Natur oder in der Stadt abseits der normalen Wege und Zeiten bewegen, kommen mit ihnen in lebendigen Kontakt.
Das zu ändern, ist eine der Absichten dieser Zeilen. Denn gerade in der heutigen Welt braucht es das Besinnen auf unsere innere und äußere Natur und das Wiedererstarken der Fähigkeiten, die damit verbunden sind.
(Die Geschichten meiner Vorschreiber legen davon ein beredtes Zeugnis ab. Deren Verfasser hätten obige Zeilen ruhig überspringen können.)

Auch wenn die Bedingungen für eine solche Annäherung nicht die Besten zu sein scheinen, können wir uns im Moment entspannt zurück lehnen, denn zumindest das Wilde in uns hat sich lediglich zurückgezogen und kann jederzeit wieder in unser Blickfeld gerückt werden. Nicht wie üblich, nur wenn wir wütend werden. Denn da verwechseln wir Wildheit mit Kontrollverlust. Das Wilde braucht volle Kontrolle über all seine Sinne und Kräfte, um den Instinkt nutzen zu können.

Was die Kraftorte angeht, gilt Ähnliches wie bei den Tieren. Auch sie rücken nur deshalb in den Hintergrund, weil die Mehrheit ihnen wenig bis gar keine Bedeutung mehr für ihr Leben zuspricht.
Bedeutung erfordert entweder persönliche Erfahrung oder mit Erlebtem verknüpftes Wissen.

 

 

 

Zugänge und Hintergründe

Zu den Kraftorten ist der sinnliche und gedankliche Zugang deshalb noch schwieriger. Hier wird dem heutigen Normalsterblichen nur mehr symbolisch ein Bezug ermöglicht. Wir ahnen die Kraft von Orten über moderne Mythen in Fantasygeschichten, durch religiöse Orte wie Kirchen und Tempel oder fernöstliche Disziplinen wie Feng Shui. Die Geschichten flimmern in der Regel an uns vorüber und führen wegen der Exotik höchstens zu einer kurzen Diskussion mit Freunden über den Sinn des Lebens und unsere über die Jahre verlorenen Ideale.
In Kirchen und Tempeln wird gebetet, meist im Sinne von Bitten um Erleichterung. Es wird weniger auf den Einfluss geachtet, den der Ort auf uns hat. Das Verständnis von FengShui endet in der Regel leider mit dem Zimmerbrunnen im Eck für erhofften Reichtum. Der Ort des Interesses ist in diesen Fällen oft der leere Geldbeutel und beschränkt sich auf dessen erhoffte Füllung.


Kraftspendend, wie der Name Kraftort erhoffen lässt, wirken diese Orte in der Regel nur noch selten. Es fehlen die lebendigen Bezüge zu unserem Erleben.
Ein Kraftort im ursprünglichen Sinne ist ein Ort, dessen Bedeutung so aufgeladen ist, dass es Wesen, die sich in diesem Bewusstsein dort aufhalten, einfacher als anderswo gelingt, an ihnen innenliegende Fähigkeiten anzuknüpfen und diese im Idealfall mit nach Draußen ins normale Leben zu nehmen. Kirchen oder Tempel erhielten diese Bedeutung durch den Grund ihrer Erbauung und die Gedanken und Gefühle derjenigen, die sich dort mit ihren Sorgen, Ängsten und Hoffnungen aufgehalten haben. Das Nämliche gilt für die Tingplätze unserer Vorfahren oder z.B. Berge oder Wege, denen eine Vielzahl Menschen in ursprünglicheren Kulturkreisen heute noch Bedeutung beimessen.


Wie auch bei den Wildtieren ist es bei den Kraftorten, die bei unserer Wahrnehmung aufgewertete Bedeutung, die den Unterschied macht.
Einerseits gibt die Anzahl der Wahrnehmungen den Ausschlag (bei den Tieren) und andererseits die emotionale, also qualitative Bedeutung (bei den Orten, ob wir gewinnbringend ( mit unserem wilden Inneren) Kontakt aufnehmen und kommunizieren können. Zuwenig Aufmerksamkeit ist immer verbunden mit Rückzug und Vergessen. Ignoranz führt zu Entwertung und zum schleichenden Erlöschen der Verbindungen. Es ist hier wie bei allen anderen Beziehungen, die wir pflegen oder vernachlässigen.
Man könnte diesen Zustand durchaus als sinnliche Armut oder im Großen betrachtet sogar als partielle gesellschaftliche Demenz bezeichnen. Denn unser Unterbewusstsein braucht zum gesunden Funktionieren, zum sinnvollen Verarbeiten aller Reize aus der Umwelt ursprüngliche, positiv gefärbte Zuordnungen, die Zugang zu natürlichen Ressourcen (Fähigkeiten,Stärken,Talente) schaffen. Fehlen diese Anknüpfpunkte, sind menschliche Werte nicht mehr sinnlich hinterlegt und werden schwerer nachvollziehbar. Reaktionen und Leben werden unberechenbarer im Sinn von unsicherer. Die daraus resultierende Schutzmaßnahmen verstärken den Abkoppelungseffekt und entfernen uns von unserer ursprünglichen Natur und von unseren Mitwesen.

Tiere, denen wir für ihre Taten in der Regel keine moralischen Verfehlungen vorwerfen, sondern deren positive Eigenschaften wie Stärke, Eleganz, Reaktionsschnelligkeit, Treue, Zielstrebigkeit wir leichter hervorheben und bewundern können, sind hervorragend für eine Rückbesinnung auf natürliches Empfinden und Verhalten geeignet. Die meditative Fixierung auf deren vorteilhafte und schuldfreie Fähigkeiten ermöglicht unserem Geist, sich solange mit den störenden ¨Wenn und Aber- "Bewertungen herauszuhalten, bis das Unterbewusstsein die nötigen Verbindungen geschaffen hat, um mit den nun zugänglicher Resourcen neue Lösungen auszuprobieren und zu etablieren. Auch wenn und gerade weil wir diese Ressourcen nur deshalb dem Tier zuschreiben konnten, weil wir sie irgendwo in unserer Vergangenheit schon erlebt haben. Aktivieren lässt sich nur, was in uns schon vorhanden ist.
Die sichere leicht gelangweilt wirkende Ruhe des auf dem Felsen liegenden Löwen, in den wir uns etwa hineinversetzen, kann uns nur in den Sinn kommen, wenn wir so etwas schon in uns haben. Entweder als eigene, selbst entwickelte Fähigkeit oder erinnert, weil beim Beobachten Anderer beeindruckt.
Werden wir aufgefordert uns als König zu fühlen, fällt uns das meist wegen der Unzulänglichkeiten in unserem Leben schwer. Versetzen wir uns hingegen in den Löwen auf dem sonnenbeschienenen Felsen, der über sein Rudel wacht und weit über die Ebene blicken kann, stellt sich schnell ein königliches Gefühl ein.
Auch bei Kraftorten gilt dieser Zusammenhang. Ein Tingplatz schafft Verbindung zu überstandenen Krisen und der Fähigkeit, weitreichende Entscheidungen zu treffen. Er ist auch zutiefst verbunden mit der Akzeptanz von Schwierigkeiten und Verlusten. Und er erinnert daran, dass gemeinsames Leid besser zu ertragen und zusammen erarbeitetes Glück noch befriedigender ist. Die Kirche war für die Bauersfrau von früher verbunden mit einigen wenigen Stunden ohne Arbeit, in sauberer Kleidung und mit Hilfe des rhythmischen Betens des Rosenkranzes der kostbaren Fähigkeit, für einige Zeit alle Mühsal und Sorgen hinter sich zu lassen. Hinter dicken Mauern und Türen, die den Alltag solange nach Draußen verbannten, bis das Gebet beendet und die Bäuerin nun wieder mit etwas mehr Ruhe und Glauben daran, dass die Zukunft zu schaffen ist, in Küche, Stall und aufs Feld zurückkehrte.
Für manch älteren Menschen heute ist der Garten solch ein Kraftort. Nimmt man diesen Menschen die Möglichkeit, sich dort (immer wieder) zu finden, kann man die fehlende Wirkung dieses Ortes und der Verknüpfungen, die der Mensch dazu aufgebaut hat, bald an seiner schwindenden Gesundheit und geistigen Verfassung ablesen.


Auch ein Arbeitsplatz kann nach dieser Definition ein Kraftort sein.


Ob allerdings durch die Bildschirme und Tastaturen, die außer visuellen und spärlichen taktilen Reizen wenig sinnliche Anknüpfpunkte bieten, Menschen langfristig qualitativ gleichwertige innere und äußere Ressourcen erschließen können, wage ich zu bezweifeln. Hier ist zwar durchaus Aufmerksamkeit gefragt, jedoch eher quantitativ und in schnellem Wechsel. Diese eher schwachen Reize auf unser Sensorium sind wenig geeignet, um nachhaltig Wirkung zu erzielen. Es fehlen mit Geruch, Tonfall, adäquaten taktilen Reizen wie Schmerz und Lust, sowie Geschmack Elemente der neuronal erfassten Wirklichkeit, die uns länger nachvollziehbar beeindrucken. Bildschirmblut löst eben bei den wenigsten Menschen noch Alarm aus. Außer es geht um Kinder, Hunde oder Katzen. Das führt in der Regel zu wütenden Dislikes in Bildschirmkommentaren. Aber das ist ein anderes Thema.

Beide, Krafttiere wie Kraftorte brauchen gerichtete Wahrnehmung. Erst der positive Wert, den wir dem Wahrgenommenem beimessen, macht Tiere und Kraftorte zu wirksamen Aspekten unserer Wirklichkeit.
Wie schon weiter oben erwähnt, liegt gerade in der heutigen Distanz zur äußeren Welt die Chance Ungewöhnliches leichter zu akzeptieren und damit neue Denk- und Fühlmuster zu ermöglichen.


Tier darf das!


Auch und gerade das Tierische. Triebe verlieren in im Kontext der kontemplativen Übertragung auf das Tier die gefährliche Nähe zu Schuld und zu Bösem. Mensch kann sich deshalb leichter auf die stärkenden Eigenschaften des Tieres fokussieren und diese in seine Bewertungen und Handlungen einbeziehen.

Ort kann per Definition nicht schuld sein. Ort ist passiv und dient als Speicher oder Leinwand der Taten, zu denen Menschen Gefühle haben. Ort kann höchstens diese Gefühle verstärken oder abmildern. Gefühle, die Mensch bei sich selbst kennt und wegen der Schuldunfähigkeit von Orten nicht durch Projektion los wird. Er muss sich ihnen dort selbst stellen oder gehen. Durch die oben genannten Assoziationen, die traditionell mit Kraftorten verknüpft sind, fällt dieses Sich-Stellen an Kraftorten leichter und die für eine bessere Lösung notwendigen Ressourcen können hier eher entdeckt und nach infolgter Integration genutzt werden.


Wenn nun in Selbsfindungs- oder esoterischen Ratgebern vom Kontakt mit Krafttieren und der Wirkung von Kraftorten geschrieben wird, lassen sie sich nicht abschrecken, sondern denken an die gerade erfahrenen Hintergründe. Lassen sie sich ruhig auf die Ebene innerer stärkender Verknüpfungen ein. Sie geben bisher unentdeckten oder gar ungewollten Anteilen ihrer Persönlichkeit damit die Möglichkeit, endlich auf annehmbare Weise in ihr Bewusstsein zu treten. Gerade wenn sie diese zuvor aus guten Gründen nicht nach Außen ließen, bekommen sie so endlich die Chance, deren positive Seiten zu würdigen und mit ihnen über eventuell bedrohliche Aspekte zu verhandeln.

 

 

 

Die Arbeit mit Krafttieren und Orten

Praktisch kann so eine Arbeit mit Krafttieren und/oder Orten folgendermaßen aussehen:

 

  • Sie denken an ein Tier, das sie besonders beeindruckt oder aber abstößt.

Oder an eines, das ihnen die letzte Zeit auffallend oft begegnet.
Haben sie ein konkretes Thema, bei dem sie weiterkommen möchten, fragen sie sich, welche Eigenschaften des Tieres ihnen dabei helfen könnten. Oder wo diese bisher einen Erfolg verhinderten. Entweder sie geben dem Tier für die Dauer des Austausches eine Stimme oder sie nehmen einfach wahr, was der Kontakt mit ihnen macht. Manche profitieren davon, das schwer zu Fassende zu verstärken, indem sie das Vage spontan aussprechen. Meist wird es dadurch erst sichtbar und weitere Sinneseindrücke gesellen sich dazu. Durch die Beteiligung der Sinne wird das Erlebte erst integrier- und erinnerbar.
Ein weiterer vielleicht nützlicher Hinweis ist, dass wir meist sehr gut geübt sind, uns selbst zu boykottieren. Selbstboykott ist eine wirkungsvolle Sicherung für unsere Schutzmechanismen. Je intelligenter und selbstbewusster, desto eher haben wir solche Muster angelegt. Ist dies der Fall könnte das erste, sich zeigende Tier eines sein, das uns bei diesem Selbstboykott helfen möchte. Die direkte Frage nach dessen positiver Absicht, wird in diesem Falle der erste Schritt, diesen Selbstboykott zu überwinden.


Zum Glück ist es meist logisch, wann und warum uns der Kontakt zu einem Krafttier hilft. Unser Unterbewusstsein kann nur logisch.


Habe ich zum Beispiel den Überblick über mein Leben verloren, wird mir die unendliche Ruhe der Riesenschildkröte im tiefen Meer wenig nutzen. Vielleicht sollte ich dann Kontakt zu einem für mich passenden Tier mit Flug- oder Kletterfähigkeit aufnehmen. Auch Fledermäuse wären für diesen Fall sicher nicht die geeignete Wahl, auch wenn sie beeindruckende Eigenschaften haben. Erkennen sie das, können sie nach einem für ihr Anliegen geeigneteren Tier Ausschau halten. Ein Beispiel wäre der oben genannte Löwe auf dem Felsen. Oder wenn sie durch den scharfen Blick des Vogels oder einen stolzen Steinbocks vom erklommenen Gipfel wieder den nötigen Überblick haben, können sie vielleicht danach in die ihnen innenliegende tiefe Seelenruhe der Riesenschildkröte eintauchen. Oder sie erkennen von Oben, dass der Ort, an dem sie mit ihrem Fledermausradar jagen, so gar nicht für sie geeignet ist. Dann könnte sie das dazu bringen, sich beruflich neu zu orientieren oder umzuziehen.

 

  • Sie gehen an einem Ort (virtuell oder real), der thematisch in ihrem Verständnis die Ressourcen abdeckt, die sie zur Lösung eines Problems oder der Bewältigung einer Herausforderung benötigen. Dieser Ort kann in ihnen oder außerhalb liegen.

Ist der Ort im Außen, wirkt er um so verstärkender für ihren Prozess, je mehr und je stärker dort Menschen genau diesen Prozess durchlaufen haben und um so deutlicher, je näher er dem real erlebbaren Original ist. Eine richtige Quelle ist zum Beispiel einem Zimmerbrunnen oder einem realen wie virtuellen Bild um ein Vielfaches überlegen. Der Weg zu diesem Ort gehört oft schon zum Prozess dazu. Auf dem Berg genießen sie den Ausblick umso intensiver, wenn sie den Aufstieg noch in den Beinen haben. Sie haben sich es schließlich verdient. Selbst die Rastplätze und Ausblicke neben dem Weg können zu kleinen Kraftorten werden, wenn sie den Weg achtsam mit dem Filter ihrer Absicht gehen.


Innere oder visualisierte Orte sind dann am wirkungsvollsten, wenn sie entweder direkt in ihrem Körper sind oder mit ihm spürbar verbunden. Angenommen, sie haben gerade viel zu verdauen, könnte das innere Bild eine Höhle oder ein Tunnel sein, die ihren Magen oder Darm repräsentieren. Diese Bilder wären höchstwahrscheinlich eine gute Wahl, um dort das Verdauen der schmerzlichen Situation zu unterstützen. Haben sie Kopfschmerzen könnte z.B. das Bild eines Druckkochtopfes ihnen helfen zu erkennen, dass sie mal Dampf ablassen sollten. Wenn sie an diesem vorsichtig den Druck ablassen, ist die Gefahr des Platzens meist auch in ihrem Leben gebannt, weil ihr Unterbewusstsein auf diese Weise die Aufforderung versteht, einen Weg zu finden, den Druck auf ungefährliche Weise zu senken.


Ein schmerzhafter Körperteil kann zum Kraftort werden, wenn sie es schaffen, ihre Aufmerksamkeit dort zu halten. Verbinden sie dies mit der Frage, was wohl hinter dem Schmerz steckt und wohin sie dieser führen will, können erstaunliche Einsichten auftauchen. Da hinter körperlichen und emotionalen Problemen meist die Unfähigkeit steckt, etwas nach Außen zu kommunizieren, können auch Augen oder Hände und Füße zu Kraftorten werden, über die kommuniziert werden kann. Ob daraus nur ein Fußaufstampfen oder am Ende ein Tanz wird; ob sich ihre Hände als Teile ihrer Persönlichkeit langsam annähern, bevor sie sich die Hände reichen können; ob sie mit ihren Blick klären indem sie ihre Augen Blitze schleudern lassen oder ob Tränen sie wieder strahlen lassen, wird ganz darauf ankommen, was sich für sie richtig anfühlt.

Haben sie erst einmal angefangen, sind der ersten Ahnung gefolgt, wird ihr Unterbewusstsein ihnen immer einfacher den Weg weisen, bzw. die passenden Bilder und stimmigen Gefühle ins Bewusstsein kommen lassen.

 

Die am wenigsten beachteten Kraftorte im Außen befinden sich in unserer unmittelbaren Umgebung. Sei es der Stuhl, auf dem wir uns gut konzentrieren können oder ganz wach werden, weil wir dort schon oft geschrieben, mit unserem Partner oder Freunden gute Gespräche geführt haben oder der so steht, dass ihr Blick im Frühling zum Baum mit dem Vogelnest geht. Auch die Toilette ist für viele nach dem Loslassen des Verdauten der Ort der guten Ideen. Oder das frisch bezogene Bett mit diesem besonderen Duft. Es hüllt uns augenblicklich in völliges Wohlbefinden ein.

 

  • Wenn wir einmal erkannt haben, dass wir es selbst waren, die schon viele Plätze in unserer Umgebung aufgeladen haben, kommt irgendwann der Augenblick, in dem wir beginnen können, uns neue persönliche Kraftplätze zu kreieren. Ein sicheres Zeichen dafür, das uns dies gelingt, sind deutliche Veränderungen unserer Emotionen und sinnlichen Wahrnehmungen, sobald wir uns dorthin begeben.


Dass es wünschenswert ist, diese Veränderungen positiv zu gestalten, versteht sich von selbst. Dass wir es dürfen, wissen die Wenigsten. Sobald wir dies bemerken und es uns erlauben, befreien wir damit die Kommunikation mit unserem Unterbewusstsein und öffnen uns damit endlich für unser ganzes Potenzial. So befreien wir auch unsere brachliegende Kreativität und den kreatürlichen Instinkt. Der Meisterschaft nähern wir uns, wenn wir beginnen, negativ geladene umzuwidmen.

 

  • Sie schaffen sich mit Bewegung oder Ruhe Bedingungen, die sie bei sich selbst als förderlich kennen.

Ich selbst brauche zum mich einstimmen und anfängliches fokussieren Ruhe, wenn möglich in der Natur (der Weg dorthin schafft auch schon Abstand und je nach Weg hat man sich den Erfolg redlich verdient).
Im Prozess selbst hilft mir Bewegung. Radfahren auf einem unbefahrenen, relativ geradlinigen Feldweg oder querfeldein Laufen Richtung Bergspitze wie oben angedeutet, waren bisher meine überzeugendsten Erfahrungen. Hier ist Ort nicht als stationären Punkt sondern als Weg oder Raum zu verstehen.
Ein klares Ziel kann förderlich sein, muss aber nicht. Manchmal, wenn beim Prozess Widerstände auftreten, liegt es daran, dass Unterbewusstsein oder Seele entweder einen schonenderen Umweg kennen, das Ziel als zu vage oder gar schädigend erkennen oder dass ganz einfach noch ein paar Zwischenschritte notwendig sind. Praktisch heißt das, dass wir nicht verbissen vorgehen sollen ( was im Übrigen sowieso nicht funktioniert), sondern spielerisch dem folgen, was unser Unterbewusstsein uns als Material liefert.

 

 

 

 

Widerstände und Hemmungen

Unsere auf Schutz angelegten Muster lassen sich nur dann überzeugen, dass sie uns gewandelt noch besser schützen können, wenn wir Gewohntes unterbrechen. Das liegt daran, dass unser Bewusstsein in den allermeisten Situationen, in denen uns Gefahr droht, viel zu langsam arbeitet.Schnell erforderliche Sicherheit entsteht dadurch, dass in Gefahrensituationen automatisierte Muster ablaufen, die wir nicht durch gegensätzliche Überlegungen stören dürfen. Deshalb treten wir trotz Diskussion mit unserem Beifahrer um den nächsten Halt beim Einkaufen früh und stark genug auf die Bremse, wenn der ¨Depp¨ vor uns es nicht mehr über die gelbe Ampel schafft. Das ist die positive Seite der Fähigkeit zum Musteranlegen. Die unangenehmen Seiten zeigen sich, wenn wir zum Beispiel genau wissen, wie wir in einem Beziehungsstreit nicht reagieren dürfen, weil wir das unangenehme Ergebnis schon zu oft erlebt haben und gegen unseren Willen und wider besseres Wissen doch wieder genau so reagieren.
Hier braucht es die oben erwähnte Unterbrechung, um das Ablaufen schädigender Muster zu stoppen und im Kontakt mit unserem Unterbewusstsein neue sichere Muster zu kreieren. Da unser Unterbewusstsein, das neben Emotionen (gespürte und mit Bedeutung versehene Körperreaktionen) auch unsere sämtlichen Körperfunktionen steuert, nicht mittels Wortlogik arbeitet, sondern Wirklichkeit und Bedeutung anhand von Wahrnehmungsklustern (Mosaike aus Sinnesreizen) erzeugt, können auch nur über sinnlich erfahrbare Prozesse Änderungen auf dieser Ebene erreicht werden. Nach eben einer (genauso sinnlich erfahrbaren) Unterbrechung unserer Alltagsmuster und Überzeugungen.


Unterbrechungen erzeugen wir durch Erstaunen, Schmerz, Lust, Schock und Erschütterung. Sie bewirken eine Überlastung und damit eine kurze Pause, in der unser Unterbewusstsein nicht auf vorhandene Lösungen zurückgreifen kann und deshalb gezwungen ist, neue Wege zu suchen.
Mit Angst erzeugte oder verbundene Unterbrechungen, neigen dazu die erstbesten angebotenen Lösungswege anzunehmen, damit der Schutz alsbald wieder gewährleistet werden kann. Diese sind schon deshalb nicht anzustreben, weil solche emotional aufgeladenen Schutzprogramme wenig variabel und so gut wie nicht zu stoppen sind. Je öfter sie ausgelöst werden, desto geringer wird der benötigte Auslösereiz. Die Energiemenge für eine erwünschte Unterbrechung steigt damit auch und kommt so schnell in angstauslösende Bereiche. So entstehen Kreisläufe, aus denen schwer raus zukommen ist.
Positive, das heißt variabel nutzbare Unterbrechungen werden durch Erstaunen und positiven Schock (Unerwartetes, Unbekanntes, Bezugswechsel, Witz) und durch als sicher empfundene Lust (neues Vertrauen) möglich gemacht. Hier führt das höhere Energie(Emotions)level durch als sicher empfundene Rahmenbedingungen dazu, dass in aller Ruhe und Konzentration neue Muster gesucht und auf Kompatibilität mit unseren Erfahrungen getestet werden können.


Die Arbeit mit Kraftorten und Tieren wie oben beschrieben erleichtern solche Erfahrungen und sind deshalb und wegen der Nutzung von inneren Erfahrungen in sinnlichem Kontext besonders geeignet, tiefgreifende und langfristig gesundheitsfördernde Veränderungen zu ermöglichen.
Doch ist es hilfreich, mit einfacheren Aufgaben zu beginnen und schwerere Prozesse, die von tiefen Traumata herrühren erst zu beginnen, wenn sie mit dieser Methode schon mehrfach erfolgreich waren. Der oben erwähnte Selbstboykott nutzt sonst allzu gerne seine Chance und verführt sie zum im Hintergrund geplanten und schmerzhaften Misserfolg. Es ist anzuraten, bei der Arbeit mit Traumata eine mit dieser Arbeit vertraute Person als "Bergführer" hinzuzuziehen.


Lassen sie die Wertungslogik unserer Zivilisation zugunsten solcher Bezugsänderungen und sinnlicher Erfahrungen kurz außer Acht, werden sie bald merken, dass auch die Arbeit des Unterbewussten und scheinbar esoterische oder spirituelle Erfahrungen durchaus über eine schlüssige Logik verfügen. Denn sie zeigen innere Wirklichkeiten, die sich an unseren Erfahrungen mit der Welt und unseren Bedeutungen orientieren müssen. Wer sich Kontemplationsmethoden  und andere Reinigungsrituale ursprünglicher Gemeinschaften und Religionen genauer anschaut, wird dort zu Hauf oben beschriebene Zusammenhänge finden. In der Regel kann man behaupten, dass je kleiner diese Gemeinschaften sind, desto sinnenbetonter und damit wirkungsvoller ihre Rituale sind. Im Umkehrschluss ist es nicht verwunderlich, dass in Massengesellschaften die Wirkungen von Ritualen nur noch stark werden, wenn sie spontan aus Bedürfnissen neu entstehen oder durch angststeigernde Bedeutungszuordnungen gepuscht werden.
Auch hier kann die Praxis der inneren Rücksprache mittels Kraftorten und -Tieren zu Persönlichkeiten mit ruhigerer und größerer Differenzierungsfähigkeit führen und ermöglicht so langfristige und lebensförderliche Prozesse in ihren Gemeinschaften.

 


Um wieder zum Anfang und der dort geäußerten Absicht zurückzukehren:
Eine neben den erwähnten psychologischen Wirkungen erstaunliche Nebenwirkung der vorgeschlagenen Praxis ist, dass sie höchstwahrscheinlich plötzlich wieder mehr Tiere wahrnehmen. Vielleicht, weil sie das Wilde in ihren Inneren nicht mehr fürchten, sonder mit ihm kommunizieren.
Vernunft und Triebe werden so von Gegnern zu Verbündeten. Instinkt wird wieder zur Fähigkeit, die der Berechnung ausgleichendes Gegengewicht sein darf.


So meiden uns die Tiere nicht mehr als Gefahr, sondern erkennen uns als mitfühlende Wesen.


Auch die Aufmerksamkeit für schöne Orte und die Gestaltung derer, seien sie im Kleinen in ihrer näheren Umgebung oder draußen in der Welt kann sprunghaft zunehmen. Auch hier werden sich Innen und Außen befruchten und ihr Leben mit Schönheit und Lebendigkeit bereichern.
Wenn diese neue Verbundenheit mit unserer Natur um sich greift und die daraus gewonnenen Erkenntnisse Menschen auch in ihrer Arbeit inspirieren, wird sich die wohltuende Wirkung auch auf Gemeinschaften auswirken. So wird die Rückbesinnung auf Kraftorte und wilde Tiere ein Beitrag zu einer besseren Welt.

 


Gäbe es sie, würden uns Winnetou und Nscho-Tschi sicher begeistert zustimmen.

 

 

 

 

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