Oktave ist Obsolette.
Nein, nicht etwa weiblich, wie die Endung vermuten lässt. Oktavio Brutus Quästor, Sohn des Augustus Quästor, seines Zeichens Oberpustel im Auftrag der örtlichen Mafiosi, hat die Schnauze voll von den Machoallüren seines Vaters und dessen narbengesichtiger Schlägerclique.

Beim Tanzturnier in Riga hat er hinter der Bühne Elena kennengelernt, als sie noch ein paar Drehungen übte und er sie dabei beinahe mit einer Lampentraverse erschlagen hat. Seither dreht sich auch bei ihm Alles um sie! Er hatte es gerade noch geschafft, das schwere Metallgestell kurz vor ihrer Nasenspitze zu stoppen und dabei wohl etwas zu tief hinter ihre eleganten, langen Wimpern in diese sooo unglaublich blauen, tiefen und erschrocken aufgerissenen Augen geblickt.

Im gleichen Moment war es um ihn geschehen.

Während sie sich schnell fing und sich bald wieder elegant wie eine Spindel weiterdrehte, stand er mit offenem Mund da und konnte sich keinen Millimeter von der Stelle bewegen. Er war wie hypnotisiert, weil sie ihn wegen des Headspots im Halbsekundentakt wieder in die wehrlosen Augen blickte. Irgendwann hatte sie aufgehört zu drehen, ihn angelächelt und "Das war knapp!" gehaucht. Sein Herz hatte wie wild geklopft und war ihm fast aus der Brust gesprungen.
Da er zum Glück doch etwas von seinem Vater geerbt hat, lag kurz darauf ihre Hand warm in der seinen und noch am selben Abend war er mit ihr und Emilio Schmaus, ihrem schwulen, aber krass guten Tanzpartner nach Frankfurt gefahren. Das heißt Emilio ist gefahren und Elena und er haben sich die Lippen wund geküsst.

Hätte ihm eine Woche vorher jemand gesagt, dass er heute Tanzschritte übt, hätter er ihm gleich eins in die Fresse .... Doch Stopp! Obsoletten tun so etwas nicht. Obsolettische Oktaven lernen jetzt begeistert Headspot und Eightcounts, Outsideturns und Caminos. Eben Musik mit den Quanten - Quinten und andere feine Finten! Ganz ohne den groben Machoterz.