Geschenke

24.12. 18.30 Uhr

Straßenrand Manila

Ginto sitzt am Straßenrand und weint. Nieva ist an ihm vorübergegangen, ohne ihn anzusehen. Der Junge ist völlig ratlos. Was, um Himmels Willen, hat er falsch gemacht?

Nieva, seine über alles geliebte Blüte - es schüttelt ihn richtig durch, er kann sich nicht beruhigen. Heute Morgen noch hatte sie mit ihm gescherzt, ihn hinter der Statue geküsst, dass ihm jetzt noch davon schwindelig ist. Was ist in sie gefahren? Warum hat sie ihn gerade ignoriert, als ob er ein ganz Fremder am Straßenrand wäre?

Plötzlich wird es dunkel. Zwei Handflächen haben sich von hinten auf seine Augen gelegt und ein "Psssst!" lässt ihn einen Schrei des Erschreckens unterdrücken. Der Duft, der von den Fingern ausgeht, tut sein Übriges. Nieva ist es! Er hätte es wissen müssen - sie wollte ihn nur überraschen. Als die Hände zur Seite wandern, stößt Ginto einen kleinen Freudenschrei aus!

"So ein tolles Pasalubong! - Nutella - wo hast Du denn das her?"

Nieava lächelt. "Mein Vater hat es geschickt! Er lässt dich grüßen und wünscht uns ein glückliches Weihnachten. Hier ist noch ein Schlüsselanhänger für dich! "

Ein BMW-Anhänger! Nutella! Und Nievas Lächeln!

Ginto könnte glücklicher nicht sein!

Staubige Straße, Soweto

Masechaba strahlt. Senatla hat sie nach der Kirche nicht nach Hause geführt, wo schon das Wot auf kleiner Flamme köchelte, sondern nach Sofiatown.

Jetzt steht sie vor dem ehemals roten Golf, dem zwar die hintere Stoßstange fehlt, der aber erst 235000 km auf dem Tacho hat. Masechaba soll den Führerschein machen, hat Senatla gesagt. Und deshalb hat er das Auto gekauft. Denn was nützt schon ein Führerschein ohne Auto - meint er. Und ja, sie darf auch Vorhängchen an die hinteren Fenster hängen.

Macheba ist sprachlos. Welche schwarze Frau in Südafrika hat so einen tollen Mann?

Der ist ihr schönstes Geschenk!

Beleuchteter Wintergarten, St. Gallen

"Menno, nicht schon wieder eine Krawatte und Rasierwasser!" Grillo von Pillermann kratzt sich in einer Mischung aus Ärger und Hilflosigkeit am Sack. Er schweigt. An Weihnachten ist Schweigen Liebe. Schon zu Hause, bei seinen Eltern. Die liebten sich das ganze Jahr und schwiegen sich dem Anderen zuliebe zu Tode.

Mina-Elvira lächelt säuerlich. "Ich schau dann mal nach der Ente!"

Das Rasierwasser könnte er wieder in den bei Wetterwechsel stinkenden Abfluß hier im Wintergarten ... und vielleicht bekommt man die ganzen Krawatten ja auf Ebay ..."

"Schahatz, passt Du ein bisschen beim Auspacken auf das Papier auf?! Du weißt, dass wir es nochmal verwenden können."

Arviat, Nordkanada

Oh, wie schön! Ein Kimalik für mich? So eines wie Mama für die Häute benutzt.

Endlich darf ich mit meinem eigenen Uluit beim Teilen und Schaben helfen! Bald kann ich mir dann ein Paar Fäustlinge aus dem herrlichen Fell von Tiriganiarjuk nähen.

Oh, wie ich mich freue!


Media Markt, Wuppertal

Noch eine Runde, dann ist endlich Feierabend. Die Leute haben den Laden ja heute schier überrannt. Als ob nach Weihnachten die Welt unterginge.

Okay - Alles dicht, alles runtergefahren. Fertig für heute Nacht. Umziehen und ab nach Hause, die dicken Füße hochlegen und ein Bierchen köpfen.

He... was flackert da im Büro? Was haben die heute wieder vergessen? Ach so, ... ein LED-Kerzchen! Machen wir mal aus ... halt, da liegt ein Briefchen drunter: Manfred Münster, Security ... das bin ja ich!?

Okay - machen wir es mal auf. Wow - ein Hunni! Die spinnen! Echt.

"Lieber Manne, vielen Dank für die vielen Male, die Du die Schalter gedrückt hast, die wir im Laufe des Jahres am Abend vergessen haben. Und vor allen Dingen, dass Du nie eine Meldung gemacht hast. Du hast uns vor einigen Anschissen bewahrt! Wir wünschen Dir schöne Feiertage - trink ein Paar Gläschen auf uns.
Deine vergesslichen Kollegen aus der Audioabteilung!"