Oster-Saugi

 

Eitel Sonnenschein schien in der Redaktionssitzung zu herrschen. Gelächter und aufgeregte Gesprächsfetzen flirrten zusammen mit glitzernden Staubteilchen durch den von der Frühlingssonne durchfluteten Raum und helles Gläserklirren rief da und dort nach einer neuen Champagnerflasche. Kein Wunder, denn mit der heutigen Schlagzeile hatten sie den großen Wurf gelandet. In den nächsten Tagen würden DPA und Reuters, ach was, alle Nachrichtenagenturen der Welt auf ihren Artikel und ihre Informationen zurückgreifen müssen. Solch einen Hype hatte der Märkische-Schnitzel -Philosoph seit seinem Bestehen anno 1923 noch nicht erlebt. Kein Wunder, denn schließlich war er kein täglich erscheinendes Blatt, sondern kam mit einer Auflage von gerade mal zwanzigtausend Exemplaren einmal im Monat in ihrem Landkreis heraus.

 

Gerade hatte Sophia, die etwas ältliche, aber dennoch dynamische Redaktionssekretärin mit sich überschlagender Stimme vermeldet, dass sie bei Bing, Google und Apples Nachrichtendiensten an oberster Stelle standen und die Klicks durch die Decke gehen.

Nur Einer stand in der Ecke und schmollte. Ihn wollte und konnte dieser Erfolg und dieser champagnertrunkene Aufstand nicht das kleinste Lächeln entlocken. Nachdenklich rieb er sich dauernd über die Stirn und murmelte Unverständliches in seinen Bart. Dabei war er derjenige gewesen, dem die ganze durchgedrehte Blage diesen vermeintlichen Erfolg verdankte.

 

Emil, der Fußläufige. Der Lokalredakteur, dessen abgelaufene Schuhsohlen zeigten, dass er der einzige in der ganzen Redaktion war, der sich noch in freier Wildbahn bewegte und nicht nur auf Datenautobahnen, hinter Bildschirmen und über Tastaturen unterwegs war. Man konnte ihn auch nicht mit ach so hohen Klickzahlen und einer Gehaltserhöhung überzeugen.

Er fand einfach, dass man die Sache hätte auf sich beruhen lassen sollen!

Klar hatte er nach dem Anruf von Fr.Gsülz-Doppelstolz das etwas dehydrierte Etwas aus dem Katzenklo gerettet und unter dem Wasserhahn etwas gereinigt. Logo, er hatte sich gewundert, wie quicklebendig dieses Ding doch gewirkt hatte. Doch da neben der Spielkiste mit Duplo dieses klitzekleine Raumschiff stand, hatte er es direkt daneben abgesetzt. Irgendwie hätte es ja auch so ein modernes Ki-Roboterspielzeug sein können. So eines aus Japan. So Dinger schenkten die Omas ihren Enkeln doch heutzutage.

Na ja, dann kam wirklich ein Roboter um die Ecke und tat das arme Ding so schnell aufsaugen, dass er nicht mehr reagieren konnte. Wie hätte er auch ahnen können … .

Auf alle Fälle hasste er diese bescheuerte Schlagzeile:

Außerirdischer von Saugroboter getötet!

Pathologe bestätigt Existenz – Pentagon zeigt Interesse an Mini-Ufo!