Spielglücks Folgenschwer

 

 

Alefanz Durchlaucht zu Quirl-Dödelheim beliebt den Leuwagen auf seinen seidengepolsterten Schultern durchs Schloss zu tragen. Irina Lachvagina hat es heute wieder einmal vorgezogen, sich mit Migräne in die Schnarchgemächer zu retirieren. Sie haben sowieso schon lange getrennte Gemächer.  Seit Alefanzius dieser mondänen Blondinen am FKK-Strandbad (mit deutlich sichtbarer Wirkung unter der dort nicht vorhandenen Gürtellinie) etwas zu auffällig nachgeschaut hatte und in Anbetracht der ansonsten eher saumseeligen Standfestigkeit seines ehegeschädigten Adonisstabes, hatte sich das Verhältnis seiner Frau zu ihm merklich abgekühlt. 

Da sie sich seit der letzen Baisse und dem Niedergang des Amway Imperiums nicht einmal mehr eine Putzfrau leisten konnten, durfte Ale selbst durch die Gänge des Anwesens feudeln und sich daran erinnern, wie angenehm das Leben zu früheren Zeiten noch war, als feudeln für ihn noch feudal hieß und sich die pralle Antoinette mit dem kurzen Röckchen noch tief bücken musste, um auf seine Anweisung die Krümelchen mit den Fingerspitzen aus den Ecken der Säle und Gänge zu picken. 

Dass er sich dabei direkt in ihrem Windschatten aufhielt, lag allerdings nicht daran, dass ihr bei dieser an und für sich anmutigen Bewegung das ein oder andere Lüftchen zu entweichen pflegte. Alerdings waren ihm diese ob der erfreulichen (Un)bekleidumstände weitaus angenehmer, denn die Düfte, die seiner Frau des Morgens aus dem mittlerweile gebisslosen Maul entfleuchten.

 

Diese Zeit scheint umwiederbringlich vorbei zu sein.

 

So pflügt Alefanzius nun trotz seines auf viele Generationen zurückblickenden Adelstitels selbst durch sein Schloss und käut Erinnerungen wieder. 

 

Eine seiner liebsten ist die der Äquatortaufe seiner Irina. 

Sie hatten sich kurz zuvor am Roulettetisch kennengelernt. Er kann noch immer ihre rechte Brustwarze hinten an seinem Hals fühlen, mit der sie ihn in seiner Glückssträhne an diesem Abend durchgehend begleitet hatte. Eigentlich wollte er immer wieder aufstehen, um das Glück nicht überzustrapazieren, doch die imposante Beule unter dem Tisch zwang ihn, solange sitzenzubleiben, bis auch der letzte Mitspieler den Tisch verlassen hatte. Die Glücksträhne verließ ihn an diesem Abend genausowenig wie die rassige Irina, die mittlerweile neben ihm saß und ihre Hand be(un)ruhigend auf die pulsierende Beule in seinem Schritt gelegt hatte. Das tat sie dann auch auf der vom Gewinn neu gekauften Segelyacht und der Abblick ihres prallen versinkenden Hinterteils bei der natürlich für sie unvermeidbaren Äquatortaufe lässt selbst heute noch sein Gemächt zucken, aber inzwischen eher reumütige Gefühle in ihm aufsteigen. 

 

Irina - sein Schicksal und sein Ruin. 

 

Bald nach der unvermeidlichen Hochzeit lag ihre Hand nicht mehr be(un)ruhigend auf seiner Beule im Schritt, sondern auf seiner Börse. Sex wurde zum Überredungsinstrument für ihre vielen unverzichtbaren Anschaffungen. Anfangs war es ihr noch wichtig, dass er sie richtig verstand, doch bald schon fand sie das Salär für den dolmetschenden älteren Butler zu üppig, entließ ihn eigenmächtig und engagierte einen jüngeren, muskelbepackte Hausdiener, Marke Bodygard. Der musste sie scheinbar sogar noch im Schlafzimmer beschützen. Als Ale sie deswegen zur Rede stellte, meinte sie nur knochentrocken, er brächte es im Bett ja sowieso nur noch tröpchenweise und könne so ein temperamentvolles Weib wie sie nicht mehr ausreichend befriedigen. Wenn es ihm nicht passe, solle er sich ruhig scheiden lassen. 

Igor machte eine für Ale unverständige, weil russische Bemerkung dazu und sie bekam einen Lachanfall. 

Seither bekommt er nicht einmal mehr einen hoch, wenn sie all ihre Waffen einsetzt, um ihn zu etwas zu bewegen, das ihr vorteilhaft erscheint. 

 

Zu allem Überfluss ist sie extrem eifersüchtig und vertreibt mit ihren hysterischen Szenen alles Weibliche aus seinem Umfeld.

 

Mittlerweile wünscht er sie oft genug auf einen Zwergplaneten mit einem Hüttchen unter einem Affenbrotbaum und einem knatternden Stromgenerator, mit dem sie die trübe Funzel darin zum Leuchten bringen kann.

 

Doch dann lächelt sie ihn wieder einmal an und er schmilzt hilflos dahin. Er würde ihr in diesem Moment trotz alledem die gesamte Welt zu Füßen legen und alle ihre häßlichen Schmähungen und Rohheiten zu den Akten legen. Obwohl er weiß, dass sie ihn im nächsten Augenblick wahrscheinlich wieder eiskalt auflaufen lassen wird und er sich dann selbst einen unbelehrbaren alten Narren schimpfen wird. Auch das trägt nicht unbedingt zur Steigerung seines Selbstbewusstseins bei. Dafür braucht er keinen Selfie-Automaten oder Stick, oder wie diese neumodischen Teile heißen. Dafür langt der Spiegel am Morgen.

 

Einzig das Wissen, dass er nicht der einzige Spielball soch weiblicher Ränkeschmeide ist und Männer seit Jahrtausenden immer wieder in die gleiche Falle tappen, verhindert, dass er der Sichtweise seiner Angetrauten folgt und sich endgültig als Versager sieht. Auch das trägt nicht unbedingt zur Steigerung seines Selbstbewusstseins bei. Dafür braucht er keinen Selfie-Automaten oder Stick, oder wie diese neumodischen Teile heißen. Dafür langt der Spiegel am Morgen.

 

Völlig rätselhaft ist ihm jedoch, warum Menschen sich so etwas antun und er fragt sich beinahe tagtäglich, warum die Liebe solch hässliche Auswüchse zulässt und nicht eher die edlen Anteile des Menschen stärkt. Zu einem Ergebnis ist Ale bis heute nicht gekommen und fürchtet, dass das wohl auch bis in alle Ewigkeit so bleiben wird. 

 

Wie die unglückselige Liebe zu seiner Irina.