Eigentlich wollte ich ja ursprünglich ein erotisches Märchen schreiben. Einen Softporno für Augen und Leib, deren hochgebildeter Anspruch und Sensibilität vom Leser verlangt, dass er seiner Gier und Geiheit wenigstens stilvoll zu frönen beginnt. Doch Dank meines verklemmten Gewissens, das die Schlüssel zu den Türen solch lustvoller TRäume auf die Schnelle nicht mehr findet, habe ich das Schwanz zu Hans amputiert, das T bei Räume gestrichen und so ein UFSK18- Märchen daraus gemacht. Doch auch hier findet der aufmerksame Leser genug Zweideutigkeiten, die mittels Phantasie und professioneller Handarbeit ähnliche Ergebnisse zeitigen können, wie das von mir nicht erdachte. Mann wie Frau nennt das heute Kopfkino, bei mir heißt das fortgeschrittene Hirnwichserei.
Sei´s drum, Es ist sowieso nicht der Sex, der die Welt am rotieren hält. Es ist die respektvoll kultivierte Dummheit und Naivität eines jeden von uns. Das beweist uns schon seit Händlergedenken:
Das Märchen vom Hans im Glück.
Als Hansens Meister ihn für kompetent genug hielt, wieder seiner eigenen Wege zu gehen, schenkte er ihm einen großen vergoldeten Klumpen Blei und schickte ihn dahin zurück, woher er gekommen war. Nicht dass er ihn wirklich um seinen gerechten Lohn für die Lehrjahre betrügen wollte. Beileibe nicht. Wer wird denn gleich.
Denn er wusste, dass sein williger aber unendlich naiver Zögling diesen nur bis zur nächsten Weggabelung in Besitz haben würden täte. Mal ehrlich: Da wäre echtes Gold doch reine Verschwendung gewesen. So jedenfalls würde Hans etwas bekommen, was ihn von der beschwerlichen Last befreien und letztendlich glücklicher machen würde. Derjenige welcher Hans übers Ohr barbieren sollte, wäre gerecht bedient. Er, der Meister könne sich von dem zurückbehaltenen Lohn zwei Leiharbeiter leisten und darüber hinaus noch völlig entspannt einige Abende in der Schenke zur feuchten Grotte vergnügen. Die kecken Mädels dort würden seine vom Gürtel befreite, herausplatzende Fettrolle nicht nur geflissentlich übersehen, sondern sie auch noch ausgiebigst massieren. Potenz ist und war bei alten Säcken schon immer eine Sache des prallen Geldbeutels und nicht der schlaffen Genitalien. Viagrational gedacht.
So saß er sinnierend, die dunklen Tränensäcke über der heißen Tasse Kakao und wusste, dass das Märchen ihm schneller Recht geben würde, wie die topgestylte Kassenangestellte des nächsten Supermarktes: Payback-Karte? fragen konnte. Wer aufmerksam durch die Welt geht, weiß, dass des Meisters Rechnung aufs penibelste und darüber hinaus mehrfach aufgeht. Täglich neu. Er ahnt wie Pferde zu Kühen und Kühe zu Schweinen werden, ohne jemals direkt beim Umdeklarieren dabei gewesen sein zu müssen - oder dürfen? Nun schlecht.
So wie wir unsere wehemals attraktiven Ehepartner nach der Eheschließung in zuerst noch niedliche, dann aber immer unerträglicher werdende Lebensauf- und Abschnittsgefährten umwandeln, weiß jeder gute Geschlechts- und Geschäftspartner, dass dort die eigentliche Gewinnspanne liegt.
Die Geschirrspülmaschinen verlangt es nicht andauernd nach neuen Schuhen.
Der Rasenmäher vermisst keinen Sex. Und umgekehrt.
Keiner von Beiden wäre so blöd, sich aus Liebeskummer oder Geldsorgen auf zu hängen.
So hat am Ende Jeder etwas davon. Nicht nur unser Spielkind Hans, der die fette Gans begeistert in einen Wetzstein umtauscht. Da diese nun weg ist, bedarf es keiner scharfen Messer mehr zum Schlachten und er kann den Stein getrost in den Brunnen fallen lassen. Da hat das Kind darin wenigstens etwas zum Spielen.
Keiner redet heute mehr von Betrug, wenn leere Goldkarten- und Spar-Versprechen boniträchtig schon überpralle Chef-Kassen füllen. Kein Mann und keine Frau fühlt sich geprellt, wenn der Honig, den man ihnen in allen Werbepausen deodoranzig ums Maul schmiert , die falschen Bienen anzieht. Jene welche. Schuhschranklastig oder rasenmäherscharf - es kommt sowieso aufs Gleiche hinaus.
Das Endergebnis ist und bleibt in Märchen wie Realität das Selbe:
Chronisch leere Geldbeutel bei allen Glückshanserln - gestern, heute und morgen.
Versprochen - beim Goldklumpen meines Meisters!
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