Reise- Erleben

 

 

 

Reisen auf allen Ebenen 

Reise - Erleben

 

Es könnte eine Schnaps- oder besser Ginidee (ich veredle Gin mittels gedörrter Früchte) gewesen sein, hier in Südfrankreich Schokolade  auf dem Markt verkaufen zu wollen. Nicht geboren nach dem Genuss von Hochprozentigem, denn sowas braucht mein Gehirn nicht. Eher aus der Sehnsucht heraus geboren, die entsteht, wenn das Meer, die Zikaden, der warme Geruch der Pinien und des Jasmin schon zu viele Monde und Kilometer von mir entfernt sind.
Jedenfalls würde hier bei den  momentanen Temperaturen selbst die beste Kühlung nach kürzester Zeit kläglich versagen. Der Ginliqueur und die Spezial-Espressobohne würden zwar auch stöhnen, doch sie hätten die Hitze im kühleren Zuhause ihrer Käufer schon bald wieder vergessen.
Doch die Schokolade müsste schon tiefgefroren sein, und auf dem Heimweg verzehrt werden, so mensch sie noch einigermaßen in Form genießen möchte.

Nun - die Hitze ist das Eine. Doch das alleine vor mich Hinwursteln ließe mich wohl auch mit der Zeit verkümmern. Einerseits brauche ich den Rückzug, die unbeeinflusste Herrschaft über meine Entscheidungen, um in einen kreativen Fluss zu kommen, doch andererseits gehen mir die Ideen ohne den herausfordernden Input von Mitstreitern auch mit der Zeit aus. Und der fiele in einem Land, in dem ich die Sprache nur marginal verstehe und sprechen kann eher mager aus.

Was also tun, wie mich vorbereiten, wenn ich mir nicht sicher bin, was für mich richtig sein wird?

Eigentlich tue ich im Moment genau das Richtige.
Ich sitze in einer kleinen Bucht in einem kleinen Strandrestaurant im Schatten, die Wellen branden mir beruhigend ins Ohr und ein sanfter Wind kühlt mein Gemüt wie die sonnenstrapazierte Haut. Ich habe mir einen Salat gegönnt und werde bei Kaffee und Pastis noch ein paar Assoziationen in den Bildschirm tippen. So sie denn kommen mögen!

Richtig fühlt es sich gerade deshalb an, weil ich über das "Mir Gönnen" meine Grenze zwischen Armuts- und Reichtumsbewusstsein überschreite.
Ich traue mich etwas. Das kommt leider Gottes viel zu selten vor.
Das, was Andere an mir frech oder mutig empfinden, ist es gerade deshalb nicht, weil es von mir eingeübt und als ungefährlich erkannt wurde. Es ist ein Ergebnis davon, dass ich erkannt habe, dass Andere mindestens genauso ängstlich sind und ich deshalb gefahrlos Grenzen überschreiten kann, die die meisten kultivierten Menschen nicht anrühren.
Da ich das weiß, kann ich mir selbst dieses Verhalten nicht mehr als besonderen Mut vorgaukeln. Zumindest nicht, sobald ich es mir bewusst mache. Wenn es um richtige Entscheidungen geht, solche, die meine Zukunft angehen, sieht es wieder ganz anders aus.

Wie schon oben angedeutet, bin ich (nicht nur) da ziemlich unsicher.
Das Wissen darum, dass erst dann neue Türen aufgehen, wenn alte geschlossen werden, hilt mir in dem Fall auch nicht weiter. Bin ich doch schon durch die ein oder andere offene Türe geschritten, hinter der mich nicht gerade das Paradies erwartet hat.
Ob meine Tendenz in Allem, was mir geschieht, einen tieferen Sinn zu suchen, nur eine meiner gekonnten Selbstverarschen ist oder mir wirklich meinen ganz speziellen eigenen Weg weist, wage ich nicht zu beurteilen.

Sicher ist nur, dass ich die ein oder andere magische Erfahrung hatte, die mir diese Sinnhaftigkeit vor Augen führte und mir ein Verständnis der Welt ermöglicht hat, die ich ohne sie nicht hätte. Nur leider vergesse ich die dabei gefühlte Erkenntnis leider viel zu schnell wieder.

Der Zweifel ist zweifelsfrei schon immer mein zuverlässigster Begleiter!

Das führt mich zu der Frage, wann ich ihm in meiner Welt den Vorzug geben soll oder wann es angebracht ist, meinen Sehnsüchten und meinen verwegeneren Ideen zu folgen.

Das Meer kann mir nicht wirklich eine stimmige Antwort geben, wechseln doch die Wellen am Strand andauernd die Richtung. Als wollten sie sagen: Wir würden gerne bleiben, doch wir dürfen nicht!

An dieser Metapher ist gut zu erkennen, dass es eine Frage der  Erlaubnis ist, die meine inneren Entscheidungsprozesse bestimmt. Die Frage dabei kann nur sein, wer oder was mir diese Erlaubnis erteilt. 
Diese Instanz muss in einer Tiefe liegen oder hinter einer Barriere, hinter die ich trotz meiner intensiven und mannigfaltigen Therapien und Ausbildungen noch nicht gelangt bin. Auch durchaus potente Therapeuten, Heiler und Schamanen konnten mir den Weg dorthin leider  bislang nicht weisen.
Es könnte daran liegen, dass sich in mir etwas sperrt, wenn Zwang ausgeübt wird. Was wiederum die Frage aufwirft, wann es sinnvoll wäre, ganz zu vertrauen und zuzulassen, dass eine äußere Instanz die Möglichkeit erhält, mich gegen meinen Widerstand dorthin zu führen, wohin ich mich nicht alleine traue.

Auch das ist eine Schutzfunktion, die eben genau dann auftritt, wenn es Gründe gibt, einen weiteren Vetrauensmißbrauch zu verhindern.

So bewege ich mich also zwischen mehrenen sich gegenseitig auslösenden, zugegebenermassen sehr zuverlässigen Schutzmechanismen.

Es scheint, dass ich zwar die Muster durchaus kenne und durchschaue.
doch dass die emotionale Grundausstattung so zu einem Zuhause für mich wurde, dass das Einrichten gefühlsmäßig angenehmerer Reaktionsweisen einem inneren Verrat und einer zu großen Distanz zu meiner emotionalen Heimat bedeutete.

Eine wahre Zwickmühle!

Wenn ich daran verzweifle und irgendwann der Punkt kommt, dass ich wütend werde und die Wut endlich rauslasse, tritt sofort eine spontane Besserung all meiner Symptome ein.  Körperlich wie geistig.
Allerdings folgt auf diese Reaktion verständlicherweise meist auch bald Scham und Schuld. Denn die freiwerdende Energie war ja gestaut, ist deshalb schwer in konstruktiven Bahnen zu halten. So trifft und verletzt sie wiederum in ihrer vollen Wucht jene, die zwar für den Dammbruch gesorgt haben, doch auf keinem Fall für Alles verantwortlich sind, was auf sie einbricht.

Die daraus folgenden Vermeidungsstrategien führen zum erneuten, meist noch höheren und stabileren Bau des Staudammes.
Was die Zwickmühle noch perfider gestaltet.

Und nun sitze ich am Meer, wo ich immer hinwollte, höre die Wellen und merke, dass ich alles hinter mir lassen muss und darf und will. Wobei ich mit Allem die Art meine, mit der ich auf meine Umwelt reagiere. Wie ich mich schütze und doch offen bleiben kann. Offen für das, was aus meinem innersten Kern an die Oberfläche will, ans Leben. Offen für die Welt, meine Mitmenschen und die Impulse, die sie mir anbieten. In der Gewissheit, dass ich ihnen nicht unbedingt folgen muss oder darauf in anderer Weise, als es für mich gut ist.  
Wie der Leser sich denken kann, müssen die Massen an Energie, Schmerz, Trauer, Wut, Lust und Sehnsucht sich schon heftigst gestaut und meinen Schutzmauern soviel Druck ausgesetzt haben, dass sie es nicht nur in mein schreibendes Bewusstsein, sondern auch in meine schmerzende Blase und den blähenden Darm schafften.

Nicht nur das. Mein Unterbewusstsein hat mich im Vorfeld ein AirBNB- bei zwei Damen hat buchen lassen, die energetisch arbeiten und meinen Zustand mittels ihrer Sensitivität sogleich bemerkten.

Die Hilfe, die sie mir anboten, schickte mich in einen Prozess, der genau zu dem passt, was ich oben beschrieben habe. Typischerweise wehrte sich einmal wieder alles mit Vehemenz. Wobei sich in dem Fall das Wehe durchaus mit  W statt V schreiben ließe.  Doch wie ich es bei mir kenne, konnten die Abwehrbastionen den Durchbruch nicht verhindern. 
Wobei ich das Gefühl habe, dass ich gar keinen großen Damm brechen lassen musste, sondern im Laufe der Jahre wohl unbewusst einige Wehre und Kanäle angelegt habe, mit denen ich den Druck einigermaßen gefahrlos für mich und meine Umwelt ablassen kann.

Einer dieser Kanäle ist wohl, dass ich es mittlerweile schaffe, Prozessen bei denen Angst entsteht, zwar ungeduldig, doch konsequent zuzuschauen, ohne sie mit konventionellen Mitteln wie Schmerzmitteln oder verstärkter Ablenkung abzubrechen. Die daraus sich entwickelnde Leere, die durchaus depressive Züge annnimmt, ist der erste Hinweis, dass die alten Muster nicht mehr funktionieren und die nötige Neuorganisation  in Arbeit ist. Es ist in etwa einem Bildschirm-Einfrieren zu vergleichen, bei dem man mit dem Herumdrücken auf Knöpfen oder Tippen nicht nur nicht weiter kommt, sondern heilfroh sein kann, wenn sich der Prozessor nach einiger Zeit wieder zum Dienst meldet.

Was in meinem Fall daraus erwachsen darf und kann, wird sich zeigen.
Ich hoffe, dass ich nun wirklich einige alte Verstrickungen hinter mir lassen kann und mehr meiner Seele Weg beschreiten kann, mehr das sein und tun kann, was ich und Es auf dieser Welt in dieser Daseinsform sein wollen.
Endlich die Ernte für all die vergangenen Mühen einfahren!

Es wird sich mir und Anderen in mehr ansteckender Lebensfreude zeigen und mich die Ideen gebären lassen und die Kraft schenken, die ich als Elternteil brauche, um sie groß werden zu lassen. So dass sie die Welt bereichern. Und mich glücklich machen, weill ich an ihnen mein Lebendigsein und meinen Reichtum erkenne.







 

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