Religio

 

 

 

In der Fremde war Nagual Ismussen noch nie. Er kennt nicht die Wüsten Mexikos. Er atmet die vom ewigen Eis gespeicherten kalten Strahlen der Wintersonne.
Wo andere ihre Spiritualität bigott mit tiefen Seufzern beim Kaffeekränzchen durch den Ablick der Löcher des Spitzendeckchens erfahren, singt er bei einer Hundeschlittenfahrt um die Wette mit dem Nordwind und Väterchen Frost knirscht begeistert unter seinen Kufen.
Er weiss, nicht der Anführer muss martialisch sein. Das ist schon Mutter Natur. Als Nagual im Auge des Blizzards bleibt er still, doch beweglich. Zu seinem Zug gehören mehr dampfende Schnauzen denn mampfende Münder. Augen machen wärmer als Worte. Sein Blut kocht und er braucht zu seinem Schutz weder Knoblauch noch Vampirjäger.
Er kennt keine Nieten. Denn er hofft nicht wie wir auf Rubbellose. Sein Hauptgewinn ist sein Sein und die Verbundenheit mit seiner Mitte und Allem was ihn umgibt. Er fürchtet nicht den Tod, denn er verlässt die Welt, den Herrschaftsraum des Tonal wie wir unsere Latrinen, Fabrikgebäude und Schuhgeschäfte. Er kehrt heim, schon jetzt bereit, wieder mit einer Aufgabe zurück zu kehren. Bereit neue Schüler zu lehren, das Unfassbare zu greifen.
Ismussen liebt die Eiswüste in sich, staunt und findet seinen Quell im Herzen. Das Herz, das jedes Eis schmelzen lässt. Auch das seiner Schüler und Weggefährten.
Nicht die Aussentemperatur taut Schuld. Nicht die Sehnsucht befreit von trügerischen Wünschen.
Die Makellosigkeit des Handelns führt ihn zur Unschuld.
Er sieht sie in jeder Schneeflocke und das ewige Eis sieht ihn!