
Früh am Morgen, doch lange nachdem der erste Hahn krähte (ein verrückter Hahn in der Nachbarschaft kräht hier schon ab drei Uhr) fuhr mich Hugo nach Torre del Mar, damit ich dort den direkten Bus nach Malaga an den Bahnhof nehmen konnte. Es fährt ein Zug um 8.22 Uhr nach Barcelona, von wo aus ich Tag danach weiter nach Marseille fahren würde. Die erste Strecke fährt er an der Külste entlang un man kann noch ab und an einen Blick aufs Meer erhaschen. Doch bald schon geht es ins Landesinnere und ganz nah an Madrid vorbei und von dort über Cordoba und Saragossa zurück ans Meer nach Barcelona.
Ab und an konnte ich auf meinem Fensterplatz auch zwischen den zum Glück am Ende erfolgreichen Versuchen für die Fahrt zwischen Narbonne und Marseille eine Reservierung zu buchen aus dem Fenster die steinigen Hügel und in die Täler und zwischendurch auftauchenden Ebenen geschmiegten, hellgrünen Getreidefelder und viele Windräder vorüberziehen sehen.
Angekommen in Barcelona besorgte ich mir dann auch gleich problemlos die am Tag zuvor nicht erhaltene Reservierung bis Narbonne.
Google Mail ließ mich ein paar Strassen bis zu einer Bushaltestelle laufen. Ich war sofort verzaubert! Lichtdurchflutete Alleen, überall kleine Cafès und Bars mit ein oder zwei Tischchen aud dem Gehsteig. Wunderbar!
Im Bus dann einfach die Kreditkarte an den Automat halten, und kurz darauf schon wieder aussteigen und zwei Ecken weiter das Hostel Holi finden. So macht Reisen Spass!
https://www.airbnb.de/rooms/1321567328957236283?source_impression_id=p3_1746884570_P3liAg4ybhKXjyF6
Hostels, so eine Sache! Es ist nicht jedermensch's Sache in einem Schlafsaal mit mehreren, zumeist jugendlichen Übernachtern zu schlafen. Besonders, wenn sie wie üblich in der Gruppe vor Mitternacht keinerlei Rücksicht nehmen. In Barcelona aber die günstigste Variante und für eine Nacht auszuhalten. Das Hostel selbst ist angenehm! Gleich nach dem Eingangsbereich und der Rezeption kommt eine für alle zugängliche Küche, mit allem was man so zum Kochen braucht. Sogar Automaten mit Snacks und Getränken sind da. Und viele Tische, sogar ein Sofa vor einem großen Fernseher.
Wegen des Platzes in Bad/Toiletten muss man sich auch keine Sorgen machen. Auch nicht, wenn man aufpassen muss, dass man am Morgen seinen Zug bekommt. Es gibt sogar eine rollstuhltaugliche Toilette. Zum jederzeit Rein- und Rauskommen aus dem Hostel, den Zimmern und zum Abschließen des Spindes benutzt man eine Chipkarte. Sehr praktisch!
Da ich schon kurz nach 15 Uhr in Barcelona ankam, konnte ich vor dem Schlafengehen noch das Viertel rund um meine Unterkunft erkunden. Meine Verzauberung blieb, kleine nette Gassen wechselten sich mit großzügigen Plätzen ab. So wie die meisten Menschen dort aussahen, war ich in einem südamerikanischen Viertel gelandet und die einladenden Rhythmen aus der Boombox eines Rollstulfahrers luden mich spontan zu ein paar Salsaschritten ein. Was er mit einem bärtigen breiten Lächeln quitterte. Die Pommes mit frittierten Wurstscheiben waren nicht wirklich die leckersten, doch die kleinen Pedris, Yamals und Lewandowskis gleich nebenan auf dem Platz glichen das (Ball-)spielend aus. Den krönenden Abschluß des Abends schenkte mir übrigens das Brautpaar und die singende Geige des Musikanten, die aus der Kirche am Eck gegenüber kamen. Reis und Jubelrufe flogen durch die nun kühler werdende Luft und ich schlenderte satt und beseelt zurück zum wartenden Bett im Schlafsaal.
Zu einem Espresso in einem netten Café ließ ich mich dann doch noch hinreißen, um dort ein paar Zeilen für den vorigen Blogartikel zu schreiben.
Die Rückkehr zum Bahnhof am nächsten Morgen verlief unspektakulär. Einzig den Weg nach der Kontrolle zum unterirdischen Gleis 1 zu finden , war etwas irritierend. Ich war so früh dort, dass noch niemand ausser mir durch die sich windenden und kreuzenden Absperrungen lief.
Doch früh sein lohnt!
Züge, die am jeweiligen Bahnhof ihre Fahrt beginnen, sind meist schon eine halbe Stunde früher am Gleis und man hat Ruhe bei der Suche nach seinem Wagen und Platz und kann es sich und seinem Gepäck gemütlich machen, bevor der große Run losgeht!

Narbonne
Man vermeide nötige Onlinegeschäfte wie z.B. das Buchen von Reservierungen im Zug auf dieser Strecke. Zumindest am Anfang, denn auch hier gibt es so viele Tunnel, dass man Eingaben auf Buchungsseiten (Narbonne - Marseille) zwanzig Mal wiederholen muss. Na ja, ich gestehe: Es waren nicht nur die Tunnel, man sollte auch die Sicherheitsnummer der Kreditkarte beim Kauf korrekt eingeben!
Da ich mir nicht sicher war, wie ich an die nötige Reservierung komme, hatte ich aber in Narbonne extra einen späteren Zug in meinen Pass geladen und so konnte ich dort wieder gut zweieinhalb Stunden im gemütlichen Bahnhofscafé an meinen Blognotizen weiterschreiben.
Ich genoss danach das in Frankreich viel weniger stressige Erreichen des Gleises. In Spanien ist es meist eher ein Spießrutenlauf. Es gab hier auch nur drei Gleise. Der Zug kam pünktlich, war noch pünkticher in Marseille und ein einfacher schneller Wechsel auf das Gleis direkt nebenan brachte mich zu meinem ersten (jupheidi!!!!) reservierungsfreien TER-Nahverkehrszug nach Toulon. Obwohl dieser übervoll war, erwischte ich im dritten durchwanderten Wagen einen Platz. Super!
Auf dieser Strecke erhascht man immer mal wieder einen Blick auf das unnachahmliche Blau der Cote d'Azur.
Toulon
Welch charmante Stadt! Das Viertel linker Hand unterhalb des Bahnhofs ist sowas von luftig, sonnendurchflutet zwischen den hohen, mit geschmiedeten Balkonen verzierten Häusern, dass nur die schmucken Schaufenster der unzähligen kleine Läden und die baumbeschatteten Plätze mit ihren Strassencafés meinen Blick unten halten können. Heute muss ich weiter Richtung Ponton Toulon, wo die "Bus"-Boote ankommen und ablegen. Man kann alle Vororte Toulons auch mit dem Bus auf der Strasse erreichen, doch ich war schon meinem letzten Besuch so begeistert davon, mit der 10Tages-Touristenkarte Tag für Tag alle Ecken der Hafenlagune anzusteuern, dass ich nun auch lieber auf diesem Weg zu meiner Unterkunft in La Seyne schippern wollte.
Auch diesmal bin ich während meines Aufenthaltes mehrfach am Tag über den Ponton Toulon nach dem kleinen St.Mandrier oder die Sablettes und abends wieder zurückgefahren. Da das Wetter nicht immer so gut war, es leicht regnete oder kalter Wind vom Meer her kam, blieb ich meist drin im Innerein des Bootes. Doch man kann sich auch vorn an den Bug oder ans Heck setzen und sich die Seeluft um die Nase wehen lassen. Mitterweile kann man die Karte auch online auf der App kaufen!
Das Streckennetz in und um Toulon.
https://drive.google.com/file/d/1TBFM-pnbxmGEiY6AzQcaWj8edQLSyokn/view?usp=drivesdk
Die App dafür
https://play.google.com/store/apps/details?id=fr.cityway.android.rmtt
Dort ganz unten auf Einstellungen: Sprachen - vom Gerät dann auf M-Tickets klicken, danach Buy Tickets und dann Abonnement 7 Jours 9.90€.
La Seyne sur Mer
War ich schon von Toulon begeistert, steigerte sich das noch in La Seyne. Obwohl es hier gegenüber des Hafens und des Pontons auch kleine Gässchen und Geschäfte gibt, besticht es viel mehr duch seine gekonnten Riesen-Graffitis an unzäligen Hauswänden.
Auch meine Unterkunft dort, die Mitbewohner und die Vermieterin mit ihrem Enkelsohn waren ein Hauptgewinn. Die Kunsttherapeutin sieht man unzweifelhaft auch ihrem Haus an.
Und als ob das icht schon genug des Glücks wäre, erreichte ich auch noch meine letzte Vermieterin von vor vier Jahren und wurde von ihr zum Moules-Frittes -Essen eingeladen. Die Muscheln waren am früh am selben Morgen von einem Freund gesammet, der sie in der Bucht vor La Seyne züchtet. Auch wenn wir beide nicht wirklich perfekt in der Sprache des Anderen sind, hatten wir uns viel zu sagen. Auch sie ist heilerisch tätig. Ich scheine gerade viele Menschen mit ähnlichen Interessen und Gedankenwelten anzuziehen. Oder sie mich. (Jetzt hier in St.Raphael ist meine Vermieterin auch mit natürlichen Heilweisen beschätigt). Irgendwie schön, doch auch etwas schräg in dieser Häufigkeit. Nun gut, so passt es ja ganz gut zu mir!

Die zuerst verhinderte Abfahrt wegen Streiks bei den TER- Zügen vom Bahnhof in Toulon nach St.Raphael gelang dann doch mit Quigo und leider 20€ Sitzplatzreservierung.
Aber nur dank einem tollen Mitarbeiter beim extra Quigo-Schalter (ausserhalb der Bahnhofshalle!) der mir blitzgeschwind alles in den Automat eingab! Mein Held und Retter des Tages!
Noch ein paar Infos für Interrailer!
Marseille- Nice - Im superchicken Quigo gibt es nur schmalen Stauraum über dem Sitz.
Es hat in jeder Sitzreihe mittig eine Steckdose mit extra Usb-Ladebuchsen, eine sogar mit 5 Watt! Wohl für Laptops. Allerdings schwankt die Stromzufuhr so, dass es ab und an sogar gar nicht lädt. Deshalb war ich wieder einmal richtig froh über meine Powerbank!
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