Das Droh-Medar
Als sich das Dromedar drohmedarrend ausharrend, doch mit den Hufen scharrend vor Ignatius Semmelmehl aufbaute, ahnte dieser noch nicht, was dieser vermaledeite erste Tag der Woche ihm bringen sollte.
Schon am Morgen hatte Marge, seine ihm angegraute Gattin, seine Bügelfalten auf die Seiten der Hosenbeine gebügelt, statt sie wie allgemein üblich vorn und hinten anzueisen. Perplex ob des seltsamen Anblicks im Spiegel des Garderobenschranks schälte sich das Semmerl-Ignatzerl, wie ihn Margie zärtlich titulierte, aus den sandfarbenen Röhren und wendete die Hose. Nun war aber der Hintern vorne und der Hosenlatz hinten. Er wurde ungeduldig, ließ die Hosen wiederum herunter und drehte sich diesmal selbst um die eigene Achse. Was auch immer er damit meinte, zu erreichen, es brachte nicht die erhoffte Lösung.
Mittlerweile war er aber nun so verwirrt und seltsam erregt von all dem Hin- und Hergedrehe, dass es ihm schien, als ob schon jetzt, eigentlich viel zu früh im Jahr, der Monsun eingesetzt hätte. War das Einsetzen des Monsuns doch die einzige Zeit im Jahr, dessen Winde ihm sein süßes Tüpfelchen, wie wiederum seine Gattin in den seltenen Momenten der Brunst das Etwas zwischen seinen dürren und haarigen Oberschenkeln nannte, wundersam aktivierten und zu einer Arkebusse immensen Ausmasses anschwellen ließ. Woraufhin in der kommenden Nacht die Nachbarn ertragen mussten, dass seine Frau ihre Jauchzer mit so viel Zeter und Mordio in den Sternenhimmel jagte, dass im ersten Jahr mitten im feuchtfröhlichsten Getümmel plötzlich das Schlafgemach mit turbangekrönten Polizistenhäuptern gefüllt war. Sogar ein Dromedar hatte neugierig seinen Kopf durch das Fenster gestreckt, um zu sehen, ob es eine Dromedarin sei, die da so brünftig röhrte.
Gerade in diesem Moment hatte Ignatz seinen Schießprügel zurückgezogen, da Marge nach dem sechsten Balg verständlicherweise keine Lust mehr auf weitere beschwerliche neun Monate mit Übelkeit und Riesenbauch mehr hatte. So schoß seine Arkebuse den erektilen Mastix dem Dromedar direkt ins glotzende Auge. Seither verfolgte ihn das wem auch immer gehörende Dromedar auf Schritt und Tritt. Besonders schlimm wurde es immer zu Beginn des Monsuns.
Nun stand da also das blöde Dromedar vor ihm, es ward kein Vorwärtskommen und so blieb ihm nichts anderes Übrig, als den Rückweg anzutreten. Sein Chef in der Handelsstation wäre zwar nicht begeistert, doch Ignatius selbst, war ob des seltsamen Verhaltens des einhöckrigen Reittiers und des nun plötzlich eingetretenen Monsuns, dieser Lösung nicht wirklich abgeneigt. Seine Arkebuse hatte sich wieder geregt und versprach einen prächtig lauten Sternenhimmel. Doch diese war nun so vorwitzig, dass sie sich aus der notdürftig zurechtgedrehten Hose, nämlich der nun nahen Hosentasche zuwandte, die Chance rasch ergriff und dortherinnen in seine volle Pracht heranschwoll.
Dies wiederum erblickte das Dromedar und erwischte ratzfatz den so dargebotenen Schwellkörper mit den Zähnen. Der Schengel entlud sich sofort ob der ungewohnten Reizung und wäre wohl sogleich geschrumpft, hätten die Zähne des vermaledeiten Dromedars nicht das Blut am Rückfluss Richtung Unterleib erfolgreich gehindert.
Oh weh, oh Pein!
Beim Wehgeschrei des Armen kam nun noch die gesamte Nachbarschaft angelaufen und wunderte sich nicht wenig. Zu allem Unglück schmeckte dem blöden gelbzähnigen Ungetüm mit Hufen das Mastix wohl so köstlich, dass es seine Zunge zwischen den klammernden Zähnen schob und unaufhörlich leckte. Was wiederum das Blut zurück in den männlichen Schußapparat lockte und ein Entkommen aus der misslichen Situation erfolgreich verhinderte. Da kam ein Nachbar auf die rettende Idee seine eigene, gerade rollige Stute herbeizuholen, woraufhin sich die Kiefer des Dromedares im Nu entspannten. Ignatius hatte zu seinem Glück in der Tasche neben dem nun schrumpfenden, süßen Tüpfelchen auch eine kleine Tüte Feigen, die er nun aufatmend den Umstehenden präsentieren konnte.
So blieb ihm wenigstens weitere, die sich ab nun jährlich wiederholende Schmach der grinsenden Nachbarsgesichter erspart.
Allerdings warteten seine Nachbarn in der kommenden Nacht vergeblich auf das jährliche Zeter und Mordio. Womit jedoch Marge wenige Monate später ihrem Ehegatten den beständig anschwellenden Bauch erklärte, weiß der Verfasser dieser Zeilen nicht. An falsch gebügelten Hosen konnte es diesmal nicht wirklich liegen. Zumindest ist Ignatius trotz der Ähnlichkeit der Gesichtszüge mit denen des Verfassers und ob Größe des Gemächts schon in frühester Jugend des daraus erwachsenen prächtigen Jungen nicht misstrauisch geworden. Wohl deshalb, weil auch sein Gehirn eher einem Tüpfelchen denn einer Arkebuse ähnelt.