
Nachdem mein teurer Platz im Quigo von Toulon nach Saint Raphaël wohl doppelt reserviert war, doch zum Glück direkt daneben noch ein Platz frei war, erreichte ich wohlgemut meine nächstes Ziel. Mein erster Eindruck auf dem Weg zur Unterkunft und später beim ersten Spaziergang durch die Stadt war nicht ganz so positiv wie der in Toulon.
Das hatte den Grund, das ich bis zur Unterkunft in einem Wohnblock durch wenig attraktive Strassen lief und später am Hafen den Touristenmassen-Schock bekam. Ich liebe den Flair südfranzösischer Städte und Häfen, doch eher den, in dem nicht Alles so extrem auf Touristen ausgelegt ist.
Allerdings trügt der Schein und der zweite Blick offenbart dann doch einiges an Charme. Deshalb ein Tipp an Interrailer: Wollt ihr mehr als nur die offiziellen"Sehenswürdigkeiten" eines Ortes entdecken, dort zumindest dem Lebensgefühl der Bewohner etwas näherkommen, plant mindesten drei oder vier, besser sogar fünf Tage Aufenthalt ein! Ansonsten könnt ihr das Sightseeing ohne Sitzplatzreservierungs- und Zugereich- oder Umbuchstress um einiges günstiger im Internet auf Google oder Youtube bekommen.
Zu meiner Unterkunft: Auch hier trügt oft der erste Schein! Hinter der tristen Fassade meines Wohnblocks verbarg sich mit meiner Unterkunft ein kleines Juwel! Ich lasse am Besten die Bilder sprechen!
Womit man auch in Südfrankreich immer rechnen muss, sind die dünnen Wände und Zimmerdecken, bei denen man oft das Gefühl hat, unsichtbares Famileinmitglied der Nachbarschaft zu sein. Aber hat man sich darauf erst einmal eingestellt, die Geräusche als Teil einer lebendigen Umgebung einsortiert, mülssen sie nicht stören. Als über mir der Hund woh um ein Uhr nachts vor Begeisterung über die Heimkehr seines Herrchens die Stöckelschuhe angezogen und einen viertelstündigen Stepptanz hingelegt hat, in ich morgens einfach eine Stunde länger liegen geblieben. Dem schreiende Kind am zweiten Abend habe ich die tolle Serie mit Tim Minchin, Upside Right zu verdanken. Und natürlich dem riesigen smarten TV-Gerät in meinem Zimmer. Arte lässt sich auch in Frankreich auf Deutsch umstellen.

Wenn mensch wie ich eher die stillen Ecken und Hinterhöfe in den Städten sucht, ist es kein Wunder, dass ich in St. Raphaël erst einmal zurückgeschreckt bin. Als ich nach dem Einchecken an Wohnblöcken vorbei über große Strassen auf die Straße am Hafen einbog, erwartete mich die typische Flaniermeile mit einem teuren Restaurant nach dem anderen. Die Boote im Hafenbecken stritten mit eigfrigem Stahlleinengeklapper, wer den nun den höcsten Mast habe und wessen Besitzer wegen der Größe wohl am meisten Liegegebühr zu bezahlen hat.
Doch da ich mittlerweile meine Aufenthaltsdauer bei meinen Stationen auf mindestens vier, besser fünf Übernachtungen verlängert hatte, war genug Zeit auch all die malerischen Ecken und Winkel des Städchens zu entdecken. Meine Touren führten mich jedoch immer wieder zu dem Laden mit gefrorenem Yoghurt und zum Schluss zum Café auf dem Platz Pierre Coullet zwischen Bahnhof und Kathedrale, wo ich unter einem alten Olivenbaum am Blog weiter und Postkarten an meine Liebsten schrieb.
Da ich noch nie in einem Riesenrad saß, musste ich natürlich die ( erstaunlich günstigen) sechs Euro investieren und in der windumtosten Kabine ein Video von oben drehen. Wie war ich dankbar, dass ich meine leichte und ultraklein zusammengerollte Daunenweste immer im kleinen Rucksack dabei habe!
Den vorletzten Morgen verbrachte ich dann mit einem langen Spaziergang entlang der Uferpromenade nach Frèjus. Dort lag der Teil der Yachten im Touristenburgen umsäumten Hafenbecken, der in St.Raphaël keinen Platz mehr gefunden hat. Der Weg von dort in die Stadtmitte und zur Basilika zu Fuß ist eher nicht zu empfehlen. Er führt an großen Strassen entlang durch ein weniger niedliches Industriegebiet. Gelohnt hat es sich für mich trotzdem!
Wenn auch nicht groß, ist die Stadtmitte mit der Basilika ganz oben entzückend! Die Kirche selbst ist ein Ort zum Innehalten. Auf der Seite gibt es einen Laden, bzw. den Eingang zum Wandelgang, der zwar auch Eintritt kostet, doch in dem ich lange verweilte und trotz Stillsitzens den kleinen Vogel ärgerte, dessen Ńest sich im Orangenbaum vor mir befand. Ach hier sprechen die Bilder eine deutlichere Sprache, als meine Worte.
Den auf dieser Seite vermittelten Eindruck von der Zugstrecke kann ich übrigens vorbehaltlos unterschreiben!
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