
Ein Freund schwärmte mir vor Jahren von Finale Ligure vor. Rene! Ein Mensch mit starkem emotionalen Ausdruck. Deshalb war ich erfreut, dass sich bei meiner Suche auf AirBNB gerade hier eine bezahlbare Unterkunft zeigte. Nicht, dass ich geizig wäre, doch bei drei Monaten Reise und einer relativ kleinen Rente sind Zimmerpreise zwischen 40 und 50€ meine Schmerzgrenze. Und die sind an der ligurischen Küste rar gesäht. Umso schöner, dass bei dem hellen Zimmer mit Doppelbett, TV-Gerät, viel Abstellfläche, mit Wasserkocher, Wasserkrug plus Flasche und Willkommensschokolädchen ein Zimmer frei war. Im hellen Frühstücksraum begrüßte mich jeden Morgen der miauende winzige Hundeopa Oskar und Maja, die schwarze schnurrende Königin, die so gerne auf dem Tisch saß und nach draußen schaute. Zumindest bis ich unaufmerksam und der Korb mit Brioche und Foccacia viel interessanter wurde.
Der Weg zur tollen Unterkunft mit Rollkoffer glich einem schnellen Schlagzeugsolo. Erstens, weil die Strecke durch die Altstadt mit Steinplatten den Koffer fast zu einem Känguruh mutieren ließ und zweitens, weil der Zug wegen Problemen auf der Strecke eine Station vor Finale eine halbe Stunde lang stand und die Vermieterin wieder dringend zur Arbeit musste.
Ein weiteres Plus der Unterkunft ist der Waschsalon direkt um die Ecke. Als "Langzeit-Interrailer" bin ich etwa alle zwei Wochen darauf angewiesen, irgendwo eine Maschine Wäsche machen zu können.
Bisher konnte ich das in den Unterkünften machen. Immer etwa in der Mitte meines Aufenthaltes, damit die Wäsche bis zur Abreise sicher trocken ist. In diesem Waschsalon, gab es sogar eine nette Assistenz, die mir bei der Bedienung half und mich davon abhielt, die kleine Maschine für Hund und Katze zu befüllen. Während die Maschine lief, las ich den schwedischen Krimi in deutscher Sprache fertig, den ich zwischen den italienischen Büchern im Regal in meinem Zimmer entdeckt hatte. Nebenbei konnte ich feststellen, dass die Wäscherei sehr gut besucht ist, und die Dame die ganze Zeit beschäftigt. Am meisten mit Bettwäsche, die nicht in normale Haushaltsmaschinen passt und in einem Urlaubsort garantiert oft gewaschen werden muss.
Der Preis für Wäsche und Trocknung lag übrigens bei meiner Menge (etwa eine Plastiktüte voll) bei 10€50. Das darf es meiner Nase und die meiner Mitmenschen zuliebe gerne kosten.
Wie schon in den Städten vorher, dienten die ersten zwei Tage der Erkundung des Strandes und der Gäßchen und leeren Kirchen. Auch hier fand sich mein bevorzugter Espresso-Schreib-Platz recht bald. Dort schrieb ich die letzten Zeilen zum St.Raphael-Blog und löschte wieder einen Teil der Bilder aus meinem überquellenden Dropbox-Konto. Schließlich war abzusehen, dass in diesem ausnehmend schönen Städtchen noch viele neue Bilder hinzukommen.
Am Donnerstag entdeckte ich auf dem Krämermarkt ein Zelt, in dem Bilder ausgestellt wurden, die im Rahmen eines Grafikwettberwerbs zum Thema Klimawandel entstanden sind und gab meine Stimme für eines der vielen beeindruckenden Kunstwerke ab. Eine kleine Auswahl davon kann man direkt hier drüber bewundern.
Auch die Umgebung Finales ist bewandernswert! Am Freitag führte mich mein Weg den Berg hoch durch die Natur bis fast nach San Bernardino. Der Weg hinauf, zuerst noch über Strassen und dann über Stock und Stein und unter Olivenbäumen und Eichen bis zum Aussichtspunkt Belvedere und auch der Weg zurück über die mäandernde Bergstrasse belohnte mich mit Gerüchen, die mich fast trunken machten. Ob nun Jasmin, Feigen- oder Pfirsichbäume, leuchtend gelber Ginster und all die wilden Kräuter, ich lief von einer Geruchs-Sensation in die nächste.

Doch über Nacht gab es einen derartigen Temperatursturz, dass ich meinen Augen nicht traute, als ich rausging. Alles unter einer dicken Schneedecke!
Sieht fast so aus, oder? 😜
Am Freitag wurden auf dem zentralen Platz Kletterwände aufgebaut. Am Samstag wurde dort, von Outdoor und Biker-Ständen und Musik umrahmt, fleißig gebouldert. Die Strandpromenade wurde zum Wochenmarkt, wo mich farbenfrohes Gemüse anlachte und im weiteren Verlauf folgten noch viele andere Verkaufsstände, die allerdings eher alternativ anmuteten. Als ich neugerig an Schaulustigen in einen Pavillon hineinschaute, saß dort ein buddhistischer Mönch und kratzte mittels zwei Kupferflöten farbigen Sand auf ein Mandala. Das Erstaunlichste war jedoch die Kinderschar, die um ihn herumsass und lange gebannt und still zuschaute. Auch ich ließ mich auf diesen Moment der Meditation ein, nachdem mir ein anderer Mönch gegen eine Spende ein rotes Armband ans Handgelenk knotete.

Mountenbiker scheinen in der Gegend rund um Finale Ligure ein Paradies zu finden. In der Stadt hat es mehrere Fahrradgeschäfte und sogar eines mit Café.
Als ich wieder hinaus ging, erkannte ich, dass alle Stände bis zum Markt zur Aktion " Finale Ligure für Tibet!" gehörten. Bis auf die Kletterwände, die es mittlerweile sogar über mehrenen Stellen in der Stadt bis hierher geschafft hatten. Ihnen gegenüber entdeckte ich Zelte in denen Finger aufmerksam, wie als sinnlicher Gegenpart, statt sich mit Magnesium und unbändiger Kraft um glatte Kunsstoffgriffe zu krallen, mit sanftem Nachdruck stark gespannte Muskelpartien spielerisch zum Nachgeben überzeugten.
Da sonst ich derjenige bin, dessen Finger sich um Anderer Wohlbefinden kümmern, nutzte ich die Chance und ließ mich für den nächsten Tag in die Warteliste eintragen. Welch Glück, dass die Aktion auch noch am Sonntag lief, denn so konnte ich mich am nächsten Tag geduscht und mit frischen Socken auf die Matte legen. Schließlich kenne ich das irritierende Gefühl, zwischen den Zehen eines Klienten seltsame Krümel hin und her zu schieben.
Was soll ich sagen? Diese Buchung war bisher die beste Entscheidung auf meiner Reise. Zu sagen, dass Anadege ihr Handwerk versteht, wäre völig untertrieben. Im Laufe der mehr als angekündigten 40 Minuten, löste sie mir wie von Zauberhand alles, was irgendwie zu fest war. Dabei ließ sie auch schmerzhafte Punkte nicht aus und ihre Fingerspitzen spielten solange mit ihnen, bis sich die Spannung auflöste. Und als sich dann plötzlich eine Trommel direkt neben meinen geschlossenen Augen der genüsslichen Hingabe zugesellte und gleich darauf ein Dudelsack dazustieß, ging ich fast augenblicklich und ungeplant auf eine schamanische Reise. Ich flog darin das erste Mal auf einem Drachen. Es war ein Feuerwerk an Gefühlen und Freiheit, die mich in diesen kostbaren Minuten überwältigten. Die Shiatsu-Massage endete, ich öffnete die Augen und entdeckte den riesgen Drachen, der neben mir auf einem Tuch auf die Seitenwand des Zeltes aufgemalt war. Vor der Behandlung hatte ich ihn gar nicht wahrgenommen, da ich mit Ausziehen beschäftigt war, gleich auf dem Bauch lag und während der Massage die ganze Zeit die Augen geschlossen hielt. Es war grandios!
Als Mensch, der an Syncronizität und Zeichen glaubt (die innere Ausrichtung bestimmt die Filter der Wahrnehmung und löst sie auch), berührte mich später beim Sitzen am Strand, dass ich direkt neben einer abgerundeten grünen Glasscherbe, die ich mit Zoom fotografieren wollte, eine metallene Schreibfeder vorfand. Ich nehme das als deutliche Aufforderung und Bestätigung, dass ich weiter schreiben soll und endlich meine Buchprojekte fertigstellen!
Wer an der ligurischen Küste unterwegs ist und sich etwas Überragendes gönnen mag, dem empfehle ich gerne meine Shiatsu-Therapeutin, Sie hat sonst ihre Praxis in Genua und praktiziert seit über 30 Jahren!
Man erreicht sie entweder über die Nummer auf dem Bild oder über den folgenden Link:
https://shiatsuirte.it/irte-genova/

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Isa (Montag, 19 Mai 2025 07:17)
Oh wie schön, dubist auch ein bisschen in der einmaligen Mackie in voler Blütenprach gelaufen? Es ist bezaubern. LG