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Rom

Rom lebt

 

Nachdem ich gestern die lange Fahrt zuerst mit IC nach Milano, dann mit Freccioroso nach Rom überstanden hatte (der Reiz aus dem Fenster zuschauen, verliert sich bei den vielen Tunneln auf beiden Strecken - ich hatte fast den Eindruck, ich sitze in der Luxus-Metro, war die Weiterfahrt von Roma Termino nach Frascati weniger umständlich, als ich zuerst nach der Recherche angenommen hatte. Die Nahverkehrskarte für eine Woche für 24 € war schnell in der Metrostation gekauft. Nach der Fahrt zur Endstation Anagnina der Metrolinie A (die Sprachansage ist zwar schwer verständlich, doch die nächste Haltestelle wird ülberall gut sichtbar angezeigt.) fand ich auch gleich den Bussteig fülr die Linie 506, wo schon der Bus stand und auf Fahrgäste wartete. Die letzten Meter entlang der Straße waren etwas gewöhnungsbedüftig, da mich die ungezügelt wuchernden Gräser und Büsche immer wieder auf die Strasse zwangen. Gehwege sind in Italien nicht unbedingt zwingend. Nirgendwo rund um Rom , so zeigte es sich auf meinen täglichen Busfahrten Richtung Metrostation, ist rechts und links der Strasse gemäht. Ob es an einem Streik liegt oder der Nahrungsknappheit der Bienen geschuldet ist, vermag ich nicht zu sagen. Doch die Insekten und deren Jäger, die Vögel mit den hungrigen Jungen wird es freuen.

Das grüne Häuschen, dessen oberes Stockwerk für die Tage meines Aufenthalts nun ganz mir gehörte, ist wundervoll. Wie die Vermieter, die sich schon vor meiner Ankunft um meine sichere Anreise gesorgt hatten und mich nun sogar noch zum Abendessen einluden. Leider etwas zu spät, denn ich hatte schon eine halbe Packung Reiswaffeln und eine Flasche Wasser im Bauch, so dass wirklich nichts mehr hineinpasste.



Da ich nun den Weg kannte und schon die Wochenkarte in der Tasche hatte, ginge es gleich am nächsten Morgen zurück zur Metrostation und der Empfehlung auf der Website:


https://www.unterwegs-in-rom.eu/to-walk/rom-f%C3%BCr-anf%C3%A4nger/


sei Dank auf einen begeisternden Rundgang durch Roms Strassen. Doch zuerst gönnte ich mir "mein Gedeck", den Espresso, das Brioche und den gepressten Orangensaft in einer Bar direkt an der Strasse. 

Der erste Teil des beschriebenen Spaziergangs führte mich nur ganz selten einmal an den Touristenmassen vorbei. Dafür besonders oft an erstaunlich leeren Kirchen. Alle prächtig und erhaben, doch für mein Gefühl auch etwas abgehoben. Irgendwie kam in mir kein Gefühl, keine Resonanz auf. As ob die verschwenderische Anzahl in der Stadt, das protzig Erhabene und die Jahrzehnte des Durchtrampelns von uns Touristen den heiligen Geist daraus vertrieben hätten. 
Bereichernd und beeindruckend war der Ausflug aber sehr. Gesättigt voll positiver Eindrücke und Bilder kehrte ich nach meiner erstaunlich schnell erfolgreichen Suche nach der nächsten Metrostation wieder in mein gemütliches Zimmer zurück. 

Und wieder war der Bus zum Umsteigen an der Endhaltestelle schon da. Nur auf dem Weg Richtung Zentrum hatte er jeden Morgen eine halbe Stunde Verspätung. Wenn ich bisherigen meine Erfahrungen auf der Reise berücksichtige, kann ich nur sagen, dass wir in Deutschland bei Bus und Bahn auf sehr hohem Niveau klagen. Auch der immer wieder monierte Zustand unser Strassen in Deutschland ist Angesichts der Strassen hier reichlich übertrieben.


Meine zweite Fahrt nach Rom, bzw. die Fortsetzung des Spaziergangs erwies sich als weniger glücklich. Google Maps scheint hier Probleme mit dem GPS zu haben. Es schickte mich meist zu früh oder zu spät in die falschen Richtungen. Sprich, es verwechselt seit dem Update auf Android 15 laufend rechts und links. Deshalb kam ich immer wieder in sich durch enge Gassen wälzende Menschenmassen. Am Trevi-Brunnen flüchtete ich sogleich wieder. Ohne ein Foto, von dem sicher schönen Brunnen zu machen. Ich entgooglete mich, nachdem ich die grobe Richtung zum Tiber ausgemacht hatte und fand auch sogleich in der Nähe des Ufers in einer ruhigeren Nebenstrasse eine kleine von aussen unscheibare Bar

Deren Bilder möchte ich euch nicht vorenthalten! 


Das luftigste und außen krosseste Brioche meines Lebens kam auf einer kleinen Schiefertafel. stilisch ist nicht immer zweckdienlich. Mindestens ein Viertel des Gebäcks landeten auf meiner Kleidung, dem Tisch und dem Boden. Das Café  Lungara 1940 ist eine Strassenecke entfernt vom Orto Botanico di Roma, dem Botanischen Garten.


https://maps.app.goo.gl/FygJ5hypE4h9q5Tc6




Die römischen Gärten


Was soll ich sagen? Einerseits waren sie eine willkommene Erholung. Nach dem Trubel, dem man in dieser Stadt schwerlich entrinnen kann, boten sie mir neben fast leeren Kirchen und einigen wenigen Nebengässchen die einzige Möglichkeit zwischendurch tief Luft zu holen. Man musste dazu aber gnädig ein Auge zudrücken, denn gepflegt ist anders! Rechne ich die jeweils etwa halbe Stunde Busfahrt nach dem Austieg aus der Metro zur Erholung dazu, und rechne die Zeit im Café und gestern beim ausgezeichneten Mexikaner dazu, hat sich deren Besuch an zweien meiner fünf Tage in Rom durchaus gelohnt. Ich kam auf die Idee, die Gärten Roms als Ausgangspunkt meiner Tagesausflüge zu nehmen, nachdem ich am dritten Tag bei meine Streifzügen an der ein oder anderen Kirche oder Sehenswürdigkeit und so manchem Platz zum zweiten oder dritten Mal begegnet bin. 


Den Link zum Mexikaner und die ansprechenden Bilder packe ich gleich dazu!


https://maps.app.goo.gl/QVHnjcWp7WaJVbNc7


Die Helden der Stadt sind auch hier die Busfahrer! Das was sie an Geduld und Seelenruhe bei ihrer Arbeit aufbringen, könnte als Vorbild für so manch Yogaschüler oder Priesteradepten dienen. Wobei auch die, denen ich in den vielen Kirchenbesuchen begegnet bin, ob der oft rücksichtslos lauten Plapperei und der vielen Fotografiererei sehr entspannt wirkten. Entspannter als ich jedenfalls! Denn mich haben diese Zeitgenossen genauso genervt, wie die Spezialisten, die im Bus laut telefonierten oder gar Filmchen ohne Kopfhören schauten. Das Phänomen ist übrigens mittlerweile überall in Europa verbreitet. Ich rechne diese zunehmende Distanz- und Respektlosigkeit der schwindenden Kontaktaufnahme-Fähigkeit zu, welche natürlich durch die übermässige Smartfone-Nutzung verlernt wird. Ein Bildschirm widerspricht nicht und kann zur Not blitzschnell ausgeschaltet werden! In der vollbesetzten Metro habe ich nur ganz wenige Menschen gesehen, die nicht in den Bildschirm gesehen haben.


Schluß mit der Kritisiererei! Oder nein - noch Eines muss ich loswerden zum Thema Internet: Das Netz in Rom ist eine Katastrophe! Wenn es gerade mal für ein paar Minuten stabil ist, dann allerhöchstens mit H+. Nur in der Metro ist das Netz stabil. Dort wo ich und andere Touristen es für Maps nicht brauchen und deshalb das Handy als einer der Wenigen in der Tasche ließ. 


Insgesamt ist der Besuch dieser Stadt doch sehr anregend und inspirierend. Für mich war allerdings die Unterkunft in Frascati auf dem Land ein wahrer Glülcksgriff. Ich weiß nicht, was es mit meinen Nerven angstellt hätte, wäre ich am Morgen gleich vor den Haustüre mit dem Gewimmel in der Stadt konfrontiert worden.  


Der Bahnhof Roma Termini

 

Vier Stockwerke über der Termini Metrostation der Linie A ist der Bahnhof. Die Wege sind recht gut ausgeschildert. Und überall sind die Tafeln mit den Ankunft- und Abfahrtszeiten zu sehen. Neben den Treppen sind Infostationen mit netten jungen Menschen, die gerne Auskunft geben. Im obersten Stockwerk sind auf der einen Seite viele Lokale und auf der anderen die Lodges von Frecciarossa und Italo. Zwischen diesen zwei Lodge-Bereichen, in die Normalo-Bahnfahrer nicht reinkommen, ist jedoch ein ruhiger Wartebereich, von dem man sehr gut auf die Infotafeln mit den Zeiten schauen kann. Man sieht zwar unten das Gewusel, doch da sich wenige dort hoch verirren, findet sich im Gegensatz zu unten fast immer ein Sitzplatz. Was mich auch beeindruckt hat, ist die dreistöckige Buchhandlung im Bahnhof, in der es auch fremdsprachliche Literatur gibt. Da ich meine Augen und den Akku schonen wollte, habe ich mir dort ein Buch gekauft. Den Platz dafür hat die nicht mehr benötigte Wärmflasche (Man erinnert sich: Porto  mit Regen und Kälte Ende April?) freigemacht, die meine letzten Gastgeber gerne für Gäste zu kälteren Jahreszeiten entgegen genommen haben. Die ersten drei Bilder sind noch von der Metro- Endhaltestelle Ananina und von den Bussen. Die Metro und alle Busse sind zu den Stoßzeiten rappelvoll. Deshalb bin ich, wenn möglich erst gegen 9 Uhr Richtung Stadt und vor 16 Uhr wieder zurück! 

Nachtrag: Obwohl ich ja nicht nachtragend sein will, eine Warnung am Ende: Hast du als Reisender Zeit, weil Du wie ich früher am Bahnhof in Rom bist, kannst Du auch ausserhalb noch direkt gegenüber vom Ausgang Via Marsala in Tabacci und Bar Trombetta einen Café trinken. Allerdings musst Du ihn zuerst an der Tabak-Kasse bezahlen. Es kommt dort niemand an die Tische und nimmt eine Bestellung auf! Und es ist wichtig, dass Du ausdrücklich und überdeutlich an der Kasse sagst, dass Du ihn am Tisch trinken willst!!! Sonst musst Du deinen Café, oder wie ich dazu den Saft und das Brioche am Tresen zu Dir nehmen. Ich hatte es extra gesagt, es war aber nicht auf dem Kassenzettel am Preis ersichtlich und der Barista hinterm Tresen bestand darauf, dass ich ihn direkt dort trinke. Nicht freundlich, sondern genervt und natürlich nur auf italienisch. Danke auch! 

Da allerdings sowieso niemand kommt und die Jungs eh nicht hinterherlaufen können, habe ich mich mit dem Saft dann doch rausgesetzt. Apropopo Nachtrag: Der Tipp steht so nun auch auf Maps! Ätsch!

   

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