
Ich merke, dass ich mit der Zeit in meinen Blogartikeln immer weniger zu den Zugreisen per Interrail und den Begleiterscheinungen geschrieben habe. Das liegt daran, dass ich mittlerweile so geübt darin bin, entspannt mit der Bahn von einem Ort zum anderen zu komnmen, dass mir nur noch die Strecken von den Bahnhöfen zu den Unterkünften und zurück etwas Stress bereiten können. Doch dadurch, dass ich erstens immer mehr als genug Zeit einplane und zweitens bei Aufenthalten von mehr als zwei Tagen entspannt herausfinden kann, wo und wann die richtigen Busse abfahren, wird auch das immer weniger stressig für mich. Die Hilfe von Google Maps, wenn ich schon zuhause mit Wlan die richtige Verbindung unter Route zum Navigieren angegeben habe, tut ihr Übriges dazu. Zeigt sie mir doch nach "Route starten" sogar live den jeweiligen Standort des Busses und hilft mir so dabei, rechtzeitig den Haltewunsch-Knopf im Bus zu drücken. Steht nämlich niemand an der Haltestelle und stoppt den Bus per Handzeichen, fährt der Busfahrer (überall im Süden Europas) gnadenlos weiter. Da die Durchsagen oft unverständlich sind, die Haltestellen nur selten auf Bildschirmen angekündigt werden und allzuoft die Namen der Haltestellen an den Wartehäuschen oder Fahrplantafeln zu erkennen sind, ist das eine sehr große Hilfe. Gerade in den Aussenbezirken der Städte, können Abfahrtszeiten und Haltestellen sehr weit entfernt sein. Da ist ein verpasster Ausstieg mehr als ärgerlich. Da ich ein begrentes Buget hatte und deshalb meist auf günstige Preise bei den Unterkünften schauen musste, gab es natürlich auch längere Anfahrtswege.
Allerdings hatte das auch Vorteile! Denn gerade bei größeren Städten wie z.B. Rom, war ich um den Abstand froh. Morgens waren die Fahrten mit Metro oder Bus die beste Vorbereitung auf den Trubel in der Stadt und am späten Nachmittag die Chance, Abstand davon zu gewinnen. Ausserdem sitzen in den Öffentlichen nicht die Horden von Touristen, sondern man ist unter den Einheimischen und bekommt so mot offenen Ohen und Augen nebenbei etwas vom Leben der Einheimischen mit. In meinem Fall kam auch die Nase bei diesen Fahrten auf ihre Kosten. Besonders früh morgens. Ich glaube, ich habe zeitweise mehr kurz zuvor und deshalb noch heftig stark riechende Parfümmoleküle dabei unfreiwillig und gleichzeitig inhaliert, als es eine Parfüm-Fachverkäuferin innerhalb einer ganzen Woche tut. Vielleicht habe ich dieses Empfinden aber auch eher dem manchmal unangenehm gesteigerten Geruchsempfinden, das mir von meiner Covid-Infektion übriggeblieben ist, zu verdanken. Den viele der Düfte waren so penetrant und chemisch, dass mir nachträglich der ein oder andere Knoblauchgeruch in den Bussen Spaniens eher angenehm in Erinnerung ist.
Der angenehme Ausgleich zur Penetranz der chemischen Düfte erwartete mich dann aber gleich beim Aussteigen. Gefühlt jede dritte Hecke in Italien ist Jasmin. Dieser blüht und sein Duft begleitet mich durchs ganze Land seit ich in Finale Ligure war.
Zu der Navigation in Italien ist noch das wirklich fast immer miese Internet in den Zügen, verschäft noch durch die vielen Tunnels und die vielen unvorhersehbaren temporären Netzausfälle. Eben noch drei Balken, dann nur noch Notrufe. Das ist auch außerhalb der Züge ein Elend und gilt für Stadt und Land gleichermassen. Deshalb nochmal der Tipp für Rucksackreisende: Plane deine Route, bzw. die nötigen Verbindungen von Bahnhof zu Unterkunft und zurück schon in der vorigen Unterkunft, samt Ausweichverbindungen (wegen der Zugverspätungen) und speichere sie in deinem Kalender ab! Das erspart einiges an Stress, besonders wenn Airbnb-Gastgeber auf Dich warten. So kannst Du ihnen bei Verspätungen zumindest eine neue voraussichtliche Ankunftszeit sagen.
Ob es nur meinem Alter geschuldet ist oder auch für Dich relevant, vermag ich nicht zu sagen. Doch mir hat es sehr gut getan, dass ich im Laufe der Reise meine Aufenthalte in der jeweiligen Stadt oder Unterkunft statt nur einen oder zwei Tage auf vier oder fünf Übernachtungen erhöht habe. So kam ich eher wirklich dort an, entdeckte dort schöne Ecken, die mir ansonsten entgangen wären. Ich lernte die Nachbarn kennen, bekam von ihnenTipps für lohnende Ausflüge und wurde "Stammgast" in dem mir angenehmsten Café. Es ist (zumindest für mich) auf diese Weise leichter, an einem Ort anzukommen, statt nur wie ein Schnellzug drüber zu brausen. Das Lächeln des Kellners oder der Kassiererin beim zweiten oder dritten Besuch oder gar die Frage, ob es das Gleiche wie immer sein soll, fühlt sich einfach gut an! Vielleicht fiel mir das verstärk auf und ar auch deshalb wichtig, weil ich alleine auf Reisen bin. Diejenigen die zu zweit unterwegs sind , denen ich begegnet bin, waren mehr in Kommunikation untereinander, als näheren Kontakt zu Anderen aufzunehmen.
Aufgrund der Warnungen im Netz zu Kriminalität an Bahnhöfen, Unfreundlichkeit der Zugschaffner oder der Busfahrer war ich anfangs etwas ängstlich unterwegs. Doch ehrlich gesagt, konnte ich das schnell ablegen. Ich würde es mal so ausdrücken: Wie mensch in den Wald hineinruft, so schallt es zurück! denn mir sind bsher ausnahmslos (okay, ein oder zwei Busfahrer waren etwas muffig) hilfsbereite und freundliche Menschen begegnet. Meist haben sie mich sogar damit überrascht, dass sie mehr getan oder weiter gedacht hatten, als nur das zu erfüllen, worum ich sie gebeten habe. Es hat mich in meinem Glauben bestärkt, dass Menschen gerne gut sind, wenn man sie nur läßt!
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