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Paris

Am Ende des dritten Tages sitze ich endlich im Eck-Straßencafé und genieße den ersten Espresso. Da ich mich in Baden-Baden in meinem schön kühlen, stundenlangen Passwörter-Wechseln am PC und am Abend zu dünn angezogen in der Gartenwirtschaft verkühlt hatte, zwang mich eine Blasenentzündung die ersten zwei Tage langsam zu machen und leider Gottes auch auf Kaffee zu verzichten. Zum Glück kann ich mich gut selbst behandeln und bekomme, so ich auf meinen Körper höre, das schimpfende Organ in kurzer Zeit wieder beruhigt. Dazu gehört natürlich auch die erhöhte Flüssigkeitszufuhr. Gerade jetzt, da es 34 Grad in Paris hat, ist das besonders wichtig! Da ich heute den ganzen Morgen kreuz und quer zu Fuß in St. Quen und Clichy unterwegs war, musste ich mir unterwegs zu meiner Trinkflasche unterwegs noch eine Zweiliterflasche kaufen, die ich problemlos innerhalb einer halben Stunde auf meinem Rückweg am Ufer der Seine entlang austrank. Dank der deutlichen Hinweise, die mir meine Schwachstelle Blase gibt, bin ich heute so vernünftig. Noch vor Kurzem hatte ich nicht einmal daran gedacht, überhaupt eine Trinkflasche mitzunehmen. Ich scheine dazu zu lernen. 

 

Bevor ich weiter auf meine Erlebnisse in Paris eingehe, bleibe ich noch einen Moment bei meiner Stimmung. Ich bin gerade noch ganz beseelt. Das etwa zweistündige Gespräch mit dem 24-jährigen Co-Gastgeber war trotz oder vielleicht gerade wegen vieler fehlender Worte der anderen Sprache sehr belebend und einer der Höhepunkte meines Aufenthaltes. Erst recht, nachdem ich am Ende erfuhr, dass er für das Zimmer, das er dauernd mit mehreren Gästen teilen muss, trotzdem 600 € Miete zahlt. Der junge Mann ist sowas von tolerant und weltoffen, dass es fast nicht zu glauben ist. Wenn ich dann noch bedenke, dass das Zimmer, das ich alleine bewohne, ebenso groß ist, wie seines, das er die letzten Tage mit einem jungen asiatischen Paar teilen musste. Ich dachte immer, es wären Freunde von ihm. Doch gerade eben kam ein neuer Bewohner, mit dem er ab jetzt das Zimmer teilt. Ich glaube, das wäre mir selbst in seinem Alter früher auf Dauer zu stressig geworden.    

Die ersten Bilder vom Palais de Tokio haben wir meinem Chef Christian zu verdanken, der mir den Tipp zu dem interessanten Museum gab. Sicher ist Kunst Geschmacksache, doch hier ist die Vielfalt so, dass für jeden wirklich künstlerisch Interessierten etwas dabei sein dürfte, was ihn begeistert. Natürlich kann man auch vorher auf deren Website schauen, ob sich gerade ein Besuch lohnt. Für mich gab es nur einen Ausstellungsraum, bei dem ich etwas ratlos war. Hunderte von großen Leinwänden, die alle aussahen, wie gerade angefangen. Nur wenige davon wirklich mit etwas gestalterischem oder handwerklichem Anspruch. Viele davon auf so etwas wie riesigen abgehängten Kleiderstangen so nah hintereinander gehängt, dass man sie nicht mal ansehen konnte. Allerdings passte ich mit meinem richtig bunten Batik-T-Shirt so gut dazu, dass mich eine Besucherin lachend fragte, ob ich Teil der Installation sei. Kurz darauf, als ich ihr wieder begegnete, lachten wir beide, denn sie stand in ihrem weißen Kleid mit rosa Blütenmotiv direkt vor einer weiß rosa Leinwand. 

 

Neben den verschiedenen Ausstellungsbereichen gibt es auch noch einen großzügigen Restaurationsbereich, an dessen vielen Tischen man auch eigenes Vesper essen darf und auf allen Ebenen sind überall viele einladende Sitzgelegenheiten. 

 

Ein Bonus beim Besuch dieses Museums ist auch, dass es direkt an der Seine liegt und man auf dieser Seite an der Kaimauer einen tollen Blick auf den Eiffelturm hat. Von der anderen Seite ist es nicht weit bis zum L`Arc de Triomphe und der Champs Élysées. 

 

https://maps.app.goo.gl/1RNHA9imXioi1myVA

 

Am zweiten Morgen trat ich von meiner Unterkunft auf die Straße und fragte mich, wohin es mich heute zieht. Einmal um die eigene Achse gedreht, erledigte sich die Frage, denn am Ende der Straße lugte ein Kirchturm über alle Häuser hinweg. Obwohl ich nicht vorhatte typisches Touri-Sightseeing zu machen, blieb mir, angesichts dieses Anblicks und meiner Gewohnheit überall wie magisch bergauf über viele Treppen steigen zu müssen, keine Wahl. Auch wenn sofort klar war, dass dies Montmartre ist und ich dort unweigerlich in Menschenmassen gerate. 

Der Weg war wie so oft auch hier schon das erhoffte Ziel. Pariser Straßen sind überall belebt, hat schöne Häuser und bezaubernde Alleen wechseln sich mit Lieblosem und vermüllten Straßenecken ab. Alles zusammen ergibt dann quirlige Lebendigkeit mit Charme, die begeistert und ansteckt!

Wie schon vermutet, war oben auf dem Montmartre bei der Kathedrale Notre-Dame der erwartete Touristenansturm. Kommt man von Le Quen oder Clichy, erreicht man über die Treppen die Sehenswürdigkeit jedoch fast alleine. Selbst im Park neben der Kirche herrscht kein besonderer Andrang. Ich entkam dem Rummel schnell wieder und fand gleich darauf ein paar Meter weiter ein stilles Plätzchen an einem Wasserturm zu Päuschen machen.

 

https://maps.app.goo.gl/hEsJxB9GBpA6cTZD9

 

Wieder unten angekommen entdeckte ich nicht weit von den Treppen in dessen Verlängerung ein kleines Käsegeschäft und gönnte mir dort das beste Sandwich meiner gesamten dreimonatigen Reise! Dazu mit 4 € noch um einiges günstiger, als sonst in ganz Paris! Auf dem Rückweg zur Unterkunft fand ich auf einem sonst wohl für Flohmärkte mittels Barrieren abgesperrten Bereich einen schönen alten, völlig intakten Stuhl, den ich nach Hause mitnahm.  In meinem Zimmer stand vorher kein Stuhl, auf dem man die Kleider ablegen konnte und mein Mitbewohner und Co-Host freute sich sichtlich über dieses Mitbringsel.

 

Eine weitere Sehenswürdigkeit, die nicht überrannt wird, sind die überdachten Einkaufspassagen. Obwohl es in der Galerie Vievienne unter dem Glasdach etwas warm war, kehrte ich ein und schrieb dort den Anfang zum Baden-Baden-Blog.

 

https://maps.app.goo.gl/UpY7s7UiwMEthTzB7

Nach der Heimkehr stellten wir dann fest, dass zwar der Griff, aber nur mit Einsatz passt, doch leider kein Absperrhahn unter dem Waschbecken zu finden ist, da die Kupferrohre beide direkt in die Wand laufen. Schade! So muss er den Vermieter anrufen und es später selbst machen.

 

Am gleichen Abend tat ich das, was ich am Anfang des Blog-Artikels schrieb. Denn Paris ohne Kaffee in einem Café am Eck wäre meinem Gefühl nach ein Sakrileg. Es gibt eben durchaus Klischees, die erfüllt werden sollten! 

 

Die Abreise, bzw. der Weg zum Bahnhof am nächsten Morgen verlief auch mehr als befriedigend. Die "REcieclerie", ein Geheimtipp-Lokal aus dem Internet, die ich am ersten Tag geschlossen vorfand, lag auf meinem Weg zur Metrohaltestelle. Und Überraschung: Sie war geöffnet! (Nur von Donnerstag bis Sonntag) Da ich noch gut zwei Stunden bis zur Abfahrt meines Zuges hatte, ging hinein und gönnte mir noch einen letzten Café mit Croissant und Saft in Paris. Was soll ich sagen? Es ist ein Schmuckstück und die Erstellerin der Internetseite hatte nicht zu viel versprochen. 

 

https://maps.app.goo.gl/yyNGAHYFFRFD6kAe6

Fast hätte ich die Docs von St.Quen vergessen. Nah am Ufer der Seine ist das ein neues modernes Viertel mit viel Platz zwischen den Häusern und auch einer riesigen Markthalle, deren Besuch sich lohnt!

Noch ein paar Worte zu Metro und Nahverkehr in Paris. Ich habe mir die Navigo-Karte für eine Woche und die dazugehörige App für das Handy besorgt. So konnte ich spontan ein- und aussteigen, wann und wo ich wollte. Hat man das Prinzip erstmal verstanden, ist es kinderleicht sich in Paris von einem Platz zum anderen schnell und sicher fortzubewegen. Die Metros und Straßenbahnen fahren eng getaktet, sodass man nirgendwo lange warten muss.

 

Île-de-France Mobilités  

 

Da ich am Gare d'Est angekommen immer noch viel Zeit hatte,, konnte ich sogar noch dessen nähere Umgebung erkunden und fand ums Eck den Marché St. Quentin. Eine der schönen überdachten Markthallen in Paris, in der ich mir noch eine Wegzehrung für die Fahrt besorgte.

 

 

 

https://maps.app.goo.gl/dEpektMU1VcT47w37

 

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